Hoffnung auf Friedensgespräche im Sudan

■ US-Expräsident Carter bringt Bürgerkriegsparteien an Verhandlungstisch / Der Druck auf das islamistische Regime aus den Nachbarstaaten wächst

Berlin (taz) – Die islamistische Regierung in Khartum und die südsudanesischen Rebellengruppen haben ihren viermonatigen Waffenstillstand gestern nicht verlängert. Sie erklärten sich aber zu Friedensverhandlungen bereit, die innerhalb der nächsten zwei Wochen im kenianischen Nairobi beginnen könnten. Der frühere US- Präsident Jimmy Carter, unter dessen Regie die Verhandlungen geführt wurden, zeigte sich deshalb optimistisch: Er glaube daran, daß die Bürgerkriegsparteien den Waffenstillstand zugunsten der im Südsudan aktiven Hilfsorganisationen dennoch respektieren werden.

Der bürgerkriegsgeplagte Sudan hat seit seiner Unabhängigkeit 1960 nur elf Jahre Frieden erlebt. Seitdem die beiden zerstrittenen südsudanesischen Rebellengruppen – die Sudanesische Befreiungsorganisation SPLA unter John Garang und die Sudanesische Unabhängigkeitsarmee SSIA von Riak Machtar – im Frühjahr dieses Jahres einen Waffenstillstand vereinbarten, wächst der Druck auf das islamistische Regime von Omar al-Beschir. Im April verständigten sich beide Rebellengruppen darauf, ihre Truppen zusammenzulegen. Das ist nach Aussagen eines Sprechers der SPLA in Nairobi, Steven Wondu, inzwischen an drei Orten in Ost-Äquatoria auch geschehen. Im Juni kam es zu einer weiteren Annäherung innerhalb der Opposition, als sich die SPLA/ SSIA aus dem Süden mit muslimischen Gruppen aus dem Nordsudan trafen. Im eritreischen Asmana beschlossen sie den Umsturz des sudanesischen Regimes und entwarfen eine gemeinsame Strategie für die Zukunft des Landes: Das Militärregime solle von einer „Regierung der nationalen Einheit“ abgelöst werden, die das islamische Scharia-Recht abschaffe und Staat und Religion voneinander trennen.

Vor allem die Scharia war einer der Hauptgründe für das Wiederaufflammen des sudanesischen Bürgerkriegs im Jahr 1983, weil sich die christlichen und animistischen Gruppen im Südsudan – sie stellen rund ein Viertel der etwa 27 Millionen starken Bevölkerung – dem islamischen Recht nicht unterordnen wollten. Außerdem strebt die Opposition eine vorläufige Dreiteilung des Landes an, über die nach einer Übergangsphase in einem international überwachten Referendum abgestimmt werden soll. Das Treffen der Oppositionsgruppen in Asmara zeigte zudem, wie isoliert die Khartumer Regierung in der Region ist. Eritrea, Kenia und Uganda bezichtigten den Sudan dieses Jahr bereits mehrfach, islamistische Rebellen auszubilden und ihre Länder so destabilisieren zu wollen.

Das Attentat auf den ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak beim OAU-Gipfel in Äthiopien, für das Ägypten den Sudan verantwortlich macht, strapazierte die ohnehin gespannten Beziehungen weiter und beschwor in diesem Monat eine ernste Konfrontation in der Region herauf. Auch Ägypten stärkte daraufhin – offiziell – der Oppositionsgruppe um Expräsident Numeri (bis 1979), der im Kairoer Exil lebt, den Rücken. Daniel Stroux