Hamas-Führer Marzuk in den USA verhaftet

■ Israels Regierung prüft noch, ob sie Auslieferung des Führers der islamistischen Palästinenserbewegung beantragen soll / „Für Terrorakte verantwortlich“

Tel Aviv (taz) – Ein führendes Mitglied der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas, Dr. Mussa Mohamed Abu Marzuk, ist am Dienstag nachmittag auf dem Kennedy-Flughafen von New York verhaftet worden. Dies wurde erst jetzt bekanntgegeben. Marzuk (44) wurde von seiner Frau Nadia und ihren sechs Kindern begleitet, von denen vier in den USA geboren sind.

Die US-Behörden gaben bekannt, daß sie den „Einwanderungsstatus“ des seit 1990 permanent in den USA ansässigen Marzuk überprüfen wollen. Der israelische Justizminister David Liba'i erklärte gestern, daß Israel jetzt erwägt, um die Auslieferung Marzuks zu ersuchen. Vorher gäbe es jedoch noch juristische und politische Fragen zu klären. Der Sprecher der israelischen Botschaft in Washington meinte, daß es wohl möglich sein müßte, den in Gaza gebürtigen Marzuk als Terroristen zu definieren, weil er als Chef der politischen Abteilung der Hamas- Bewegung auch für die von Terroristen der Hamas verübten Anschläge verantwortlich zu machen sei.

Marzuk, der mit einem jemenitischen Paß reist, ist ein aktiver Gegner des von der israelischen Regierung und Palästinenserführer Jassir Arafat unterstützten Friedensprozesses. Im vergangenen Monat wurde er zusammen mit einem anderen Hamas-Führer, Imad Alami, aus Jordanien ausgewiesen.

Nach Aussage von Professor Jonah Alexander, eines amerikanischen Experten für Terror-Angelegenheiten, hat Marzuk die Funktion eines Verbindungsmann der Hamas mit anderen islamistischen Organisationen und nicht-religiösen palästinensischen Oppositionsgruppen.

Inzwischen hat die israelische Polizei am Donnerstag Dokumente sowie Computer im Büro des Islamischen Hilfsvereins in Nazaret beschlagnahmt. Sie behauptet, daß Millionen von Dollar aus amerikanischen und europäischen Spenden durch den bisher legal fungierenden Hilfsverein an die Familien verhafteter, deportierter oder sonst verfolgter Hamas- Leute im Gazastreifen weitergeleitet werden. Die Leiter des Hilfsvereins in Nazaret erklären jedoch, daß der Fond allen wirklich notleidenden Palästinensern (darunter auch Christen) Unterstützung bietet. Amos Wollin