Schmutziges Wasser wird 1996 teurer

■ BEB-Doppelstrategie für guten Klärschlamm und sauberes Wasser: Investieren in moderne Kläranlagen, Industrie zum Gewässerschutz erziehen

Nach dem Müll soll nun auch das Abwasser teurer werden: Ab 1996 werden die BremerInnen rund 13 Prozent mehr für ihr dreckiges Wasser aus Dusche, Klo und Spülbecken bezahlen müssen. „Soviel bräuchten wir mindestens ab nächstem Jahr“, sagt Dieter Voigt, Betriebsleiter der Bremer Entsorgungs Betriebe (BEB). „Und 1997 gehen die Kostenerhöhungen noch weiter“.

Grund für die unpopuläre Maßnahme sind die Investitionen der BEB in ihre Klärwerke Seehausen und Farge. 250 Millionen Mark haben sie in den vergangenen Jahren in verbesserte Reinigungsanlagen gesteckt. „Damit liegen wir aber weit unter den genehmigten 316 Millionen Mark“, meint Voigt.

Ökologisches Ziel der BEB ist es, den Stickstoff im Abwasser um weitere 70 Prozent zu vermindern. Bereits jetzt kann ein Drittel des schädlichen Stoffes von der stinkenden Brühe getrennt werden. Mikroben erledigen diesen Job: Setzt man sie „unter Streß“ und entzieht ihnen die Luft, trennen sie im Abwasser Sauerstoff und Stickstoff. Der Stickstoff verpufft in die Umwelt, kann zumindest im ge-klärten Abwasser – und somit in Weser und Nordsee – keinen Schaden mehr anrichten.

Auch Schwermetalle wie Nickel, Cadmium oder Blei sollen reduziert werden. Zwischen 20 und 80 Prozent der für Mensch und Umwelt giftigen Metalle können aus dem Bremer Abwasser eliminiert werden. „Das ist auch ein Erfolg unserer Doppelstrategie“, sagt Voigt. Vor zehn Jahren haben die BEB angefangen, Wasserberater zu Bremer Firmen zu schicken. Da die Industrie immer noch am meisten Gift und Dreck durch das Kanalnetz pumpt, haben die BEB schon früh ihre Kunden von einer Vorklärung zu überzeugen versucht. „Die sollten natürlich möglichst sowieso Stoffe benutzen, die nicht schädlich für das Abwasser sind“, meint Voigt. Da jedoch auch die Umweltgesetze in den vergangenen Jahren schärfer geworden sind und End-of-pipe Technologien für Unternehmen immer teurer werden, hatten viele Verschmutzer ein Einsehen. „Da haben sich erstaunliche Prozesse bei den Firmen in Bewegung gesetzt: Die haben festgestellt, daß Ökologie und Ökonomie zusammengehen“, hat Voigt beobachtet. Allein die Brauerei Beck investiere 12 Millionen Mark und will ihr Schmutzwasser in Zukunft vorbehandeln.

Sorgen bereiten den BEB die beiden letzten bremischen Direkteinleiter in die Weser: Die Bremer Stahlwerke und die Bremer Wollkämmerei pumpen ihre riesigen Wassermengen direkt in den Fluß. Aber dennoch: Die flüssige Müllentsorgung aller Schadstoffe durch das Kanalnetz hat sich verbessert. Wie in der gesamten Abwasseraufbereitung, kommen den Wasserklärern Mikroben zu Hilfe. Sie bilden im Abwasserkanal einen Schleimrand und reichern jedwede Verunreinigung an. Noch Wochen später können die BEB „erfolgreich nach Umweltsündern fahnden“.

„Ja, und der Lohn der ganzen Mühe zeigt sich bei unserem Klärschlamm“, meint Voigt. Rund 16.000 Tonnen des leicht müffelnden Schlammes verkaufen die BEB an Landwirte zwischen Nordsee und Südniedersachsen. Damit können die BEB immerhin eine sechsstellige Summe im Jahr dazuverdienen. Die Landwirte pumpen und streuseln den Klärschlamm auf ihre Äcker, sparen damit Phospatdünger und schonen die knappen Phosphor-Ressourcen.

„Das geht natürlich nur, wenn die Landwirte uns vertrauen“, meint Voigt. Und das tun sie: Die umstrittene Klärschlammverordnung, die die Schadstoffe im Schlamm regeln soll, unterschreiten die Bremer um rund 20 Prozent. Zudem schicken die BEB Berater von Hof zu Hof, die den Landwirten erzählen, wieviel Dünger wo und wie nötig ist. Der Bremer Klärschlamm darf seitdem sogar in Wasserschutzgebieten düngen. ufo