Geiselnehmer ein „absoluter Sadist“

■ Der von der Polizei erschossene Geiselnehmer von Köln machte zuvor noch ein Foto von einem seiner Mordopfer

Tel Aviv/Köln (taz) – Kaltblütig und ohne ersichtliches Motiv hat der israelische Gangster Leon Bor zwei Geiseln in dem Kölner Reisebus umgebracht. Der 31jährige habe aus „purer Lust am Töten“ den wehrlosen Busfahrer und eine 64jährige erschossen, berichteten Polizei und Staatsanwaltschaft. Bor war am Freitag abend von einem Sondereinsatzkommando der Polizei erschossen worden.

Der 31jährige hatte am Freitag in Köln einen mit 26 Personen besetzten Touristenbus in seine Gewalt gebracht und zwei Fahrgäste erschossen. Der Kölner Staatsanwalt Karl Utermann beschrieb Leon Bor am Wochenende als „absoluten Sadisten, der aus Freude am Töten gehandelt hat“. Nach Angaben der israelischen Polizei wanderte Leon Bor (Leonid Borichevski) 1989 aus der Ukraine oder Rußland kommend in Israel ein. Er wohnte einige Zeit allein in Ramat Gan in der Nähe von Tel Aviv. 1993 reiste Bor in die USA, und dann – angeblich aus wirtschaftlichen Gründen – weiter in die Niederlande und schließlich nach Deutschland.

Nach Angaben der Kölner Polizei tötete Bor gleich zu Beginn der Geiselnahme am Freitag vormittag ohne Vorwarnung und erkennbaren Grund den 26jährigen Busfahrer mit einem Kopfschuß. Vor dem zweiten Mord ging der Geiselnehmer laut Zeugenaussagen durch die Reihen und fragte seine Opfer nach ihrer Nationalität. Als sich eine 64jährige Baden-Württembergerin als Deutsche zu erkennen gab, drückte er ohne zu zögern ab. „Die Frau war sofort tot“, sagte die Polizei. Nach der Tat machte Bor ein Polaroid-Foto seines Opfers.

Der Geiselnehmer schoß außerdem auf einen elfjährigen Jungen, der zu fliehen versuchte. Das Kind kam bei seiner Flucht wohl nur deshalb mit dem Leben davon, weil sich eine andere Geisel in die Schußlinie warf und die Kugel mit dem eigenen Körper auffing. Der 53jährige erlitt dabei lebensgefährliche Verletzungen, dennoch gelang auch ihm kurze Zeit später die Flucht. Amos Wollin