Kurden-Proteste gestoppt, ganz Frankfurt abgeriegelt

■ Durchsuchungen aller angetroffenen Kurden / Anschlagserie auf türkische Läden fortgesetzt

Frankfurt (rtr/AP) – Mit einem Großaufgebot und umfangreichen Kontrollen hat die Polizei im Großraum Frankfurt am Main gestern neue kurdische Protestaktionen im Keim erstickt. Mindestens 40 kurdische DemonstrantInnen waren am Sonntag vorübergehend festgenommen worden, als die Polizei die von KurdInnen in Beschlag genommene Hauptwache weiträumig absperrte.

In der gesamten Stadt errichtete die Polizei mehrere Kontrollpunkte, um KurdInnen festzusetzen. Nach Angaben des Einsatzleiters der Polizei, Michael Hallstein, war die Aktion eine Präventivmaßnahme, um eine geplante Versammlung der KurdInnen zu verhindern. Am Donnerstag hatte die Polizei einen Hungerstreik der KurdInnen in Frankfurt mit Einsatz von Wasserwerfern und Schlagstöcken aufgelöst. Im Laufe des Freitags und Samstags kam es zu kurdischen Protestaktionen, denen die Polizei mit einem massiven Aufgebot entgegentrat.

Hallstein sagte, die Polizei habe einen konkreten Hinweis auf weitere Demonstrationen an der Hauptwache erhalten. Um diese zu verhindern, wurden Passanten, die die Polizei für KurdInnen hielt, angehalten und nach ihrer Nationalität gefragt. „Die Kurden sind ein stolzes Volk und werden sich nicht verleugnen“, erklärte Hallstein diese Vorgehensweise. Wenn sich jemand als Kurde zu erkennen gegeben hatte, mußte er sich mit erhobenen Händen und gespreizten Beinen gegen ein Polizeifahrzeug lehnen und wurde durchsucht. Ein schnauzbärtiger, dunkelhaariger Passant kommentierte in norddeutschem Dialekt: „Ich muß aufpassen, daß sie mich nicht festnehmen. Ich wurde schon oft für einen Südländer gehalten.“

SprecherInnen der KurdInnen wiesen darauf hin, daß es nicht nur zu Festnahmen in der Innenstadt gekommen war, sondern im ganzen Stadtgebiet rund 180 Personen in Polizeigewahrsam genommen wurden.

Morgen werden in Berlin bei einem Trauermarsch für die am Donnerstag beim Hungerstreik gestorbene Gülnaz Baghistani rund 40.000 KurdInnen erwartet. In Frankfurt wurde der Hungerstreik am Sonntag abgebrochen.

In der Nacht zum Sonntag wurden in mehreren deutschen Städten erneut Anschläge auf türkische Einrichtungen verübt. In Königswinter bei Bonn brannte ein Reisebüro aus. Auch in Lünen, Essen, Koblenz und Karlsruhe brannte es. In Frankfurt am Main wurden vier Kurden festgenommen, zwei von ihnen hatten Molotowcocktails bei sich. Ein weiterer war im Besitz einer Pistole. Hinter der Anschlagserie vermutet die Polizei überwiegend Anhänger der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). Seiten 5 und 12