Gute Hausmannskost

■ Vorschau auf die „Meisterkonzerte“ der kommenden Saison

Die Konzertdirektion „Praeger und Meier“ wagt das Ausweichen in andere Orte nicht: Für die „Meister-Konzerte“ geht man in die Glocke oder gar nicht. So endet dort die kommende Konzertsaison im März 1996, dafür allerdings bietet „Praeger und Meier“, die ihre Konzerte ohne jegliche Subventionen durchführt, neben den Zyklen „Reihe A“ und „Reihe B“ eine neue, dritte Konzertreihe an: „Klavier plus“ heißt sie.

Dahinter verbergen sich vier Klavierabende „plus“ ein Orchesterkonzert: Litauisches Kammerorchester mit Mstislaw Rostropowitsch. Da die beiden anderen Reihen im Verhältnis zu solistischer und Kammermusik „orchesterlastig“ sind, kann dies durchaus ein neues und interessantes Angebot bedeuten. Die Klavierfreaks Bremens kommen ja schon durch die immer mehr besuchten Konzertreihen von Radio Bremen gut auf ihre Kosten, in denen allerdings ausschließlich junge InterpretInnen auftreten. Hier findet der Fan nun erlesene Interpreten, die jahrzehntelang zur Weltspitze gehören: Shura Cherkassky dürfte schon so etwas wie eine Legende sein, Bruno Leonardo Gelber, Grigory Sokolov und Radu Lupu sind die anderen Größen.

Die Reihen A und B sind kaum zu kommentieren: Alles ist gute bis sehr gute Hausmannskost, nichts reißt wirklich vom Stuhl. Damit AbonnentInnen wirklich die Qual der Wahl haben oder aber gerade nicht, haben die je sechs Konzerte spiegelbildlich gleiche Besetzungen: je zwei Orchesterkonzerte, je ein Orchesterkonzert mit Cellosolist, je ein Orchesterkonzert mit Trompetensolist, je ein Klavierabend und je ein Violine-Klavier-Abend.

Da auch die Programme keinerlei Besonderheiten aufweisen, kann man also durch Würfeln entscheiden. Denn ob die Petersburger Philharmoniker sicher sehr authentisch Tschaikowskys 5. Sinfonie spielen, ob Maurice André und Ludwig Güttler sich zum x-ten Mal sich an Barockmusik vergreifen ... – der programmatische Einfallsreichtum hält sich ebenso in Grenzen wie der Mut, alternative, aktuelle Interpretationen anzubieten.

Zwei Edelsteine gibt's allerdings: Das ist der Sonatenabend mit Gidon Kremer und Oleg Maisenberg. Der Name Kremer zieht so, daß der Geiger sich ein exquisit ausgefallenes Programm-Menu erlauben kann: Werke von Mendelssohn, Enescu, Ives und Reger. Der andere Edelstein ist die Entscheidung des israelischen Geigers Pinchas Zukerman, zusammen mit Marc Neikrug nur Sonaten von Johannes Brahms zu spielen. usl