Kommentar (s.S. 23)
: Eßt mehr Obst

■ Theater muß uns teuer bleiben

Ja, das ist schon schön knallig, nicht wahr: „Der Steuerzahler buttert zu jedem Theaterbesuch 142 Mark dazu!“ So wettert der rührige Bund der Steuerzahler. Für Bremen hat er sogar den Spitzenwert von 285 Mark pro Eintrittskarte ermittelt. Und da das Theater gerade Ferien macht und niemand einwenden kann, daß dies die Zahlen der vorvorletzten Saison sind, malt es der „Weser Report“ noch knalliger aus: „Bremer Theater viel zu teuer!“

Wer nun argumentiert, in Frankfurt am Main lege die Kommune sogar 800 Mark drauf, und da sei Bremen doch geradezu billig – der gibt sich zu kleinmütig. Denn erstens läßt sich die Produktivität eines Theaters nicht nur anhand der Subventionszahlen abrechnen. Deshalb hinken, zweitens, die Städtevergleiche vorn und hinten: In Frankfurt wird ein anderes Theater gespielt als in Bremen; und Bremen bietet mit seinen drei Sparten Musiktheater, Tanz und Schauspiel mehr als das „billige“ Schloßtheater Celle, das der Steuerzahlerverein als leuchtendes Bespiel hinstellt – da werden Äpfel, Birnen und Wassermelonen miteinander in einen Topf geworfen.

Nein, die Argumentation muß, drittens, eine ganz andere sein. Theater – eines, das auf Qualität baut und Experimente zuläßt – muß uns lieb und teuer bleiben. Anders kann es in dieser Gesellschaft nicht überleben. Gutes Theater leistet man sich, oder man läßt es – und frißt das Dosenobst der Musicalhersteller. Thomas Wolff