■ Chronologie
: Anderthalb Jahre Drohgebärden

Januar/Februar 1994: Die UNO verhängt über bestimmte, mehrmals neu definierte Gebiete Flugverbote für serbische Kampfflugzeuge. Französische, italienische und griechische Intellektuelle rufen dazu auf, zu verhandeln statt zu bombardieren.

28. Februar 1994: Erstmals greifen Nato-Flugzeuge ein; vier serbische Jäger, die das Flugverbot über Bosnien gebrochen hatten, werden abgeschossen. In Rom erklären Sprecher serbischer Deserteure, daß nur eine Bewaffnung der bosnischen Muslime die Aggression stoppen kann, nicht ein Nato-Angriff gegen die Serben.

10. April 1994: Nato-Jagdbomber greifen nach einem Beschuß der Stadt Stellungen der bosnischen Serben bei Gorazde an.

11. April 1994: Zweiter Einsatz von US-Jagdbombern, die erneut serbische Stellungen angreifen, dabei wird ein Panzer zerstört. Aufruf spanischer und türkischer Intellektueller zu einer Verhandlungslösung.

5. August 1994. Die Serben greifen ein Depot der UNO an, Nato-Jäger zerstören mehrere serbische Stellungen. Französische Intellektuelle fordern die Aufhebung des Waffenembargos für Bosnien.

22. September 1994: Ein in die Sperrzone von 20 Kilometer vor Sarajevo eingedrungener serbischer Panzer wird von Nato-Jägern zerschossen.

21. November 1994: Der Flughafen von Ubdina wird teilweise durch Nato-Geschosse zerstört: von hier aus waren mehrere serbische Angriffe auf die Enklave Bihać geflogen worden. Die Radikale Partei Italiens kündigt einen Kongreß in der Enklave an, um Solidarität zu zeigen.

23. November 1994: 20 Nato-Jagdbomber greifen zwei serbische Stellungen an. Italiens Linksdemokraten, vordem gegen Einsätze der Nato, heißen den Schlag gut.

25. Mai 1995: Sechs Nato-Jagdbomber greifen Munitionsdepots der Serben bei Pale an.

26. Mai 1995: Nach einem Granatenangriff auf Tuzla, bei dem fast 80 Menschen ums Leben kommen, greift die Nato erneut serbische Stellungen an. Das Institute for War and Peace Reporting fordert neben einer Aufhebung des Waffenembargos die Sperrung aller Banken der Serben, über die Waffenkäufe getätigt werden, so auf Zypern und in der Schweiz. Im US- Senat beginnt die Debatte um eine Aufhebung des Waffenembargos gegen Bosnien. In Deutschland beginnt die neue Debatte um einen genaueren Kampfauftrag für die Bundeswehr, er wird im Juli von einer breiten Bundestagsmehrheit erteilt, wobei die Fronten quer durch die Parteien verlaufen.

24. Juli 1995: Mehrere Explosionen in Pale, dem Hauptquartier der bosnischen Serben, sind nach Agenturmeldungen, die von der französischen Regierung zunächst jedoch dementiert werden, auf Angriffe französischer Einheiten zurückzuführen. In Frankreich belebt sich daraufhin erneut die Debatte um eine konkrete Intervention auf dem Balkan.W. R.