Harte Herzen

■ PEN fordert mehr Hilfe für Bosnien- Flüchtlinge / UN-Appell zur Aufnahme

Berlin (taz/dpa/AFP) – Das westdeutsche PEN-Zentrum hat die Bundesregierung aufgefordert, bosnische Kriegsflüchtlinge großzügiger aufzunehmen. Angesichts der „geduldeten Massaker“ müsse den Überlebenden „Schutz und willkommene Aufnahme“ gewährt werden, hieß es in einem gestern veröffentlichten Brief der Schriftstellerorganisation an Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU). PEN äußerte sich „besorgt über die Äußerungen von Regierungsmitgliedern, die darauf hinweisen, daß unsere Flüchtlingspolitik verschärft werden soll“.

Es wäre angemessen, „unbürokratisch den Flüchtlingen zu helfen, zumal die Europäische Gemeinschaft für die mörderische Eskalation dieses Krieges durch falsche Versprechungen und politische Untätigkeit mitverantwortlich ist“. Auch alle anderen europäischen PEN-Zentren seien aufgerufen, von ihren Regierungen Unterstützung für Bosnien-Flüchtlinge zu fordern.

Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat gestern einen Appell an über 30 Regierungen gerichtet, 5.000 zusätzliche Plätze für Flüchtlinge aus Ex-Jugoslawien zur Verfügung zu stellen, auf Dauer oder vorübergehend. Im Krisenfall würden sogar bis zu 50.000 Plätze benötigt, heißt es in dem in Genf veröffentlichten Aufruf.

Die stellvertretende SPD-Vorsitzende Herta Däubler-Gmelin forderte die Bundesregierung auf, ihre „inhumane und zynische Diskussion über die Aufnahme von bosnischen Flüchtlingen“ zu beenden. Die Äußerungen Kanthers in dieser Angelegenheit offenbarten eine „erschreckend menschenfeindliche Einstellung“. Däubler- Gmelin erinnerte daran, daß die Bundesregierung keinerlei Mühe gehabt habe, allein in diesem Jahr mehr als 400 Millionen Mark für Militäreinsätze in Bosnien lockerzumachen. Die SPD fordere daher, umgehend die Bereitschaft Deutschlands zur Hilfe für die Kriegsopfer klarzustellen. Besonders Frauen und Kinder müßten weiterhin kommen können, wenn hier bereits Freunde oder Verwandte lebten. BD