„Brücke der Hoffnung“ fährt wieder los

■ 450 Bosnien-Flüchtlinge kamen allein 1995 bisher nach Bremen

Am Ende des Europahafens wurde gestern ein LKW beladen. Der Gabelstapler setzte Palette um Palette auf, eigentlich nichts besonderes. Eine Gruppe JournalistInnen steht dabei - dieser LKW hat mehr Aufmerksamkeit, als alles zusammen, was sonst an diesem Tag im Hafen passiert: 20 Tonnen Überlebensmittel werden da verladen, Milchpulver, Mehl, Zucker. In 24 Stunden soll der slowenische Fahrer mit der Fracht in Metkovic-Opuzen an der kroatisch-bosnischen Grenze sein. Dann geht es auf den holprigen Pisten weiter in die Flüchtlingslager von Tuzla, in denen in den letzten Wochen 25.000 Menschen angekommen sind, die aus der UN-Schutzzone Srebrenica fliehen mußten.

„Der Spendenfluß ist derzeit sehr schlecht“, sagt Andrea Frohmader, die Organisatorin dieser Hilfe von der Bremer Initiative „Brücke der Hoffnung“. Diesmal hat die Spedition die Fahrt „spendiert“. Die Ladung wurde aus Mitteln finanziert, die das Auswärtige Amt der engagierten Bremer Gruppe recht unbürokratiosch anvertraut hat.

Seit drei Jahren funktioniert die „Brücke der Hoffnung“. „Die kennen uns da alle“, sagt Andrea Frohmader. „Die“, das sind die ReferentInnen in Bonn und in Brüssel, das sind aber auch wichtige Stellen im ehemaligen Jugoslawien, das sind nicht zuletzt die AnsprechpartnerInnen in Tuzla selbst. Die MitstreiterInnen der „Brücke der Hofffnung“ sind immer wieder selbst vor Ort gefahren, um sich davon zu überzeugen, daß die Hilfe auch wirklich ankommt. Sie fragen dort auch nach, um aus erster Hand zu erfahren, was gebraucht wird. Beim nächsten Hilfstransport solle es vor allem um Hygieneartikel gehen, sagt Andrea Frohmader - „aber wenn der Hunger dann größer ist, gibt es keine Zahnpasta. Wir richten uns danach, was die wollen.“

Im Herbst soll es wieder eine große Kampagne für Sachspenden in der Bevölkerung geben. Gebrauchte Fahrräder werden dringend benötigt, da alle Privatautos für die Flüchtlingstransporte einkassiert wurden. Matratzen gibt es viel zu wenig. Bettwäsche zum Beispiel, Zelte. Viel einfacher als solche Sammel-Aktionen sind natürlich Sachspenden von Firmen zu bewältigen, sagt Andrea Frohmader.

Geldspenden braucht die Initiative vor allem, um die Transporte zu finanzieren. 1,2 Millionen haben die BremerInnen in den vergangenen drei Jahren an die Initiative gegeben.

450 Bosnien-Flüchtlinge kamen in den ersten sechs Monaten des Jahres 1995 nach Bremen. Sie werden als Kriegsflüchtlinge in Bremen „geduldet“, auch wenn es keine offizielle neuen „Flüchtlingskontingente“ gibt.

K.W.

Spendenkonto der Brücke der Hoffnung: Arbeiter Samariter Bund, Sparkasse in Bremen, 1186616, (Tel. 3630-435)