Bombe überpünktlich?

■ Frankreich zieht ersten Atomtest wegen der Proteste möglicherweise vor

Paris (AFP/dpa) – Frankreich wird den Beginn der neuen Serie von Atomversuchen möglicherweise vorziehen. Innerhalb der Regierung gebe es Überlegungen, die Testserie bereits in diesem Monat anlaufen zu lassen, um den angekündigten Protesten zuvorzukommen, verlautete gestern aus Expertenkreisen in Paris. Danach könnte der erste unterirdische Versuch auf dem Moruroa-Atoll im Südpafizik bereits Ende August erfolgen und nicht erst im September, wie bislang geplant. Beim nationalen Atomenergie-Kommissariat (CEA) war keine Stellungnahme zum Stand der Vorbereitungen zu erhalten. Den genauen Zeitpunkt des ersten Versuchs will die Regierung in Paris bis zum letzten Moment geheimhalten. Der französische Rundfunk hatte den 8. September als möglichen Termin genannt. Ende August wird mit neuen Protestaktionen vor dem Testgelände auf dem Südsee-Atoll Moruroa gerechnet. Das Greenpeace-Schiff „MV Greenpeace“, das von Spanien aus in Richtung Moruroa unterwegs ist und auch einen Hubschrauber für Störaktionen dabei haben soll, brauche noch etwa 40 Tage bis zur Ankunft. Die „Flotte für den Frieden“, die von Neuseeland zu Protesten kommen wolle, würde für die Fahrt mindestens vier Wochen benötigen.

Erstmals hat Frankreich gestern eine komplette Liste all seiner Atomversuche veröffentlicht. Danach gab es seit der ersten Zündung einer französischen Atombombe im Februar 1960 in Algerien bislang 204 Tests. Der Großteil wurde auf den Südsee-Atollen Fangataufa sowie Moruroa gemacht. Das nationale Atomenergie-Kommissariat gab zu, daß bei drei Versuchen in der Südsee zwischen 1966 und 1973 „geringe Strahlenschäden“ aufgetreten seien. Nach einem Versuch am 24. September 1966 habe ein kleiner Teil des Fangataufa-Atolls dekontaminiert werden müssen.

Bislang wurden auf Moruroa und Fangataufa 175 Tests gemacht, davon 41 in der Atmosphäre. Seit Juni 1975 finden alle Zündungen unterirdisch statt.

Siehe auch Bericht Seite 9