Es kracht und donnert, stinkt und qualmt!

■ betr.: „Umleitung muß umgeleitet werden“, taz vom 26. 7. 95

Als Anwohnerin der Frankfurter Allee, meine Fenster gehen schräg auf diese Magistrale, bin ich, wie viele andere Einwohner an der Strecke, einem permanenten Gesundheitsrisiko höchster Stufe ausgesetzt. Die Lärmbelästigung ist seit einigen Jahren unerträglich, da ein Großteil des Versorgungstransportes der Stadt die Frankfurter Allee benutzt. Großraumtransporte durchfahren Tag und Nacht ein dichtbesiedeltes Wohnraumgebiet, es kracht und donnert, stinkt und qualmt. Bei Sommerhitze kann man von einer wahren Hölle sprechen. Brechreiz, Kopfschmerzen, dauernde Halsentzündungen, tränende Augen habe nicht nur ich als „ältere“ Frau, sondern auch meine 23jährige Tochter (also nicht altersbedingt).

Seit einigen Tagen ist das Chaos auf der Frankfurter Allee zwischen Lichtenberger Brücke und Proskauer Straße jedoch perfekt. Waren es bisher zirka 60.000 Fahrzeuge, die sich zu Stoßzeiten in der Frankfurter Allee durchquälten und unerträglichen Gestank verbreiteten, so sind es nunmehr mindestens 100.000. Berufspendler, Handwerksfahrzeuge, Lastwagen, Schwerlasttransporter mit Containeranhänger verbreiten einen ohrenbetäubenden Lärm, der jede Lärmgrenze überschreitet. Stoßstange an Stoßstange geht es nunmehr einspurig – auch auf der Frankfurter Allee baut man – durch das dichtbesiedelte Wohnraumgebiet. Wenn dann noch ein Rettungswagen kommt, hört man die Sirene zirka 20 Minuten, solange dauert die Rettungsfahrt auf einer Strecke von knapp einem halben Kilometer. Jeder zweite Baum zeigt mit seinen gelben Blättern, daß er schon längst erledigt ist. [...]

In meinem Wohngebiet wohnen viele alte Menschen, die hilflos diesem Chaos ausgesetzt sind, die sich am wenigsten wehren können, weil sie sowieso in dieser Stadt keine Lobby haben. Jede Grünfläche in unserem Umfeld wurde zugebaut.

Daß die Einwohner der Frankfurter Allee jedoch mutwillig den Schäden einer nicht zu vertretenden Verkehrspolitik durch den Senat ausgesetzt sind, ist nicht zu verantworten. Der Beschluß des Verwaltungsgerichtes, daß der Autoverkehr auf der Landsberger Allee während der Bauarbeiten nicht durch die „angrenzenden Friedrichshainer Wohngebiete“ umgeleitet werden darf, entlastet zwar die Richard-Sorge-Straße und andere direkt an der Landsberger Allee liegenden Straßen, nicht aber die Frankfurter Allee, obwohl sie ebenfalls Friedrichshainer Wohngebiet ist. Hier spielt sich jetzt der Entlastungsverkehr ab. So kann es doch nicht weitergehen. Eine Nacht und einen Tag das Erlebnis „Frankfurter Allee“, das wäre jedem Berliner Politiker zu empfehlen. Rita Alliger