■ Linsen Soufflé: Hanks im Nirvana, und Mr. Allen liebt Jazz
Tom Hanks steigt immer höher. Oscar für „Philadelphia“, Oscar für „Forrest Gump“, und nun torkelt er in einer defekten Raumkapsel im All herum und läßt es Sterntaler regnen – UIP hat große Schürzen. Am letzten Wochenende erreichte das Weltraumdrama „Apollo 13“ die Ich- bin-beeindruckt-Grenze der Hollywood-Manager und spielte mehr als 100 Millionen Dollar ein. Die Amis sind ganz wild darauf, die mißglückte Mondmission von 1970 noch einmal mitzuerleben. Damals hatte die Nasa fest den Deckel draufgehalten, niemand sollte erfahren, daß sie Mist gebaut hatten. Heute läßt's sich schön mitzittern bei diesen ganzen Was-wäre-gewesen-wenn- Fragen.
Gedreht wurde das Nasa-forever-Spektakel übrigens von Ron Howard, der schon in seinem Feuerwehrfilm „Backdraft“ halbgare Männer und heulende Witwen präsentierte. Mit „Apollo 13“ hat er jetzt endlich tiefer gebohrt und den richtigen Nerv getroffen. Dafür darf er als nächstes ein Remake drehen. „Menschenraub“ von 1956 mit Glenn Ford wird wiederaufgebacken. Und schon zischeln die bösen Zungen, gibt's jede Menge Gerüchte. Nicht um den Thriller „Ransom“, auch nicht um Regisseur Howard, wohl aber um den Hauptdarsteller: Mel Gibson! Der Ex-Mad- Max werde 25 Millionen Dollar Gage einstreichen, streuten Neider. Dieses Gerücht hatte durchaus einen glaubhaften Wahrheitsgehalt. Tobt doch gerade der Gagenkrieg in Hollywood, Sylvester Stallone und Jim Carrey bekommen für ihre neuen Teilzeitjobs jeweils mehr als 16 Millionen (selbstverständlich zuzüglich Beteiligung am Einspiel), und was sind die beiden schließlich gegen Knackarsch Gibson. Tatsächlich dürfte es schließlich auf 18 Millionen (plus Einspielbeteiligung natürlich) für Mel hinauslaufen. Damit werden sich die Kosten für diesen Krimi über einen Vater, der die wahnwitzigen Forderungen des Kindnappers seines Sohnes erfüllen muß, ebenfalls steil in den Weltraum begeben. Das Gehalt für Ron Howard – Insider tippen auf fünf bis sieben Millionen – fällt dabei kaum noch ins Gewicht. Dabei hatten die Gebieter über die bunten Leinwandträume noch vor zwei Jahren groß angekündigt, sie würden die Preisspirale geradebiegen: Budgets runter, Stargagen kürzen. Pustekuchen! Ein paar schaffen es allerdings immer noch, das Geld zusammenzuhalten. Nun gut, Jean-Jacques Annaud ist ein Ausländer, hat es aber geschafft, für sein „Seven Days in Tibet“ den total angesagten Brad Pitt als Hauptmimen zu bekommen, und das für schlappe acht Millionen Dollar. Dann natürlich Abel Ferrara, attraktiv und preiswert, der gerade „The Funeral“ dreht; in dem Drama über drei Brüder, die dreißiger Jahre und den Mob agieren Nicolas Cage, Annabella Sciorra und Isabella Rossellini. Und für Woody Allen tun's selbst die Größten für Tariflohn. Mr. Allen ließ jüngst bekanntgeben, daß sein nächstes Projekt nach dem diesjährigen „Mighty Aphrodite“ ein Musical sein werde. Hüpfen und singen werden unter anderem: Tim Roth, Judy Davis, Alan Alda, Ed Norton, Drew Barrymore, Bette Midler und Julia Roberts. Rock? Punk? Nicht doch. Mr. Allen liebt Jazz! Karl Wegmann
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