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Momper wahlkämpft mit den Grünen

■ Ehemaliger Regierender organisiert rot-grüne Podien / Bündnisgrüne fordern Aussage von der Spitzenkandidatin

Noch in diesem Monat startet Walter Momper (SPD) mit seiner sozialdemokratischen Wählerinitiative „Berlin-Brandenburg 2000“ eine vierteilige Veranstaltungsreihe gemeinsam mit den Bündnisgrünen. Jeweils zwei prominente SPD-Politiker und zwei Bündnisgrüne werden dabei miteinander diskustieren. Momper hat mit Absicht Themen auf die Tagesordnung gesetzt, bei denen traditionell einem rot-grünen Bündnis wenig Kompetenz zugetraut wird: Finanzen, Gesundheit, Arbeitsplätze und Innere Sicherheit.

Die Wählerinitiative wollte, daß Spitzenkandidatin Ingrid Stahmer die Veranstaltungsreihe eröffnet. Doch sie sagte gesten ab – angeblich, weil der Termin nicht paßte. Am 24. August werden nun also der Abgeordnete und ehemalige Regierende Bürgermeister Momper sowie Bausenator Wolfgang Nagel sich mit den bündnisgrünen Abgeordneten Michaele Schreyer und Bernd Köppl ohne die SPD- Spitzenkandidatin über die Sanierung des Landeshaushalts streiten. „Staat machen mit wenig Geld?“ lautet die Frage. Stahmer wird erst auf dem Podium sitzen, wenn es um das Thema Gesundheit geht.

Momper, der sich bereits im Juni in einem taz-Interview für Rot-Grün ausgesprochen hat, will mit den Veranstaltungen allerdings keine „vorgezogenen Koalitionsgespräche“ führen. Er räumte aber ein, daß diese Veranstaltungen nur dann Sinn hätten, wenn Rot-Grün die besseren Konzepte zur Lösung der Berliner Probleme anbiete als die Große Koalition. Momper bewirbt sich im Oktober um ein Direktmandat in Neukölln.

Der bündnisgrüne Fraktionssprecher Matthias Tang reagierte gestern zurückhaltend auf Mompers rot-grünen Wahlkampf. „Natürlich werden sich die Bündnisgrünen der Diskussion stellen“, sagte Tang, doch der ehemalige Regierende Bürgermeister sei nicht der beste Wegbereiter einer rot-grünen Regierung. Schließlich sei unter ihm Rot-Grün im Dezember 1990 gescheitert.

Mit Unmut erinnert sich der Fraktionssprecher an eine Podiumsdiskussion am Beginn dieses Jahres in der Urania, als Momper mit dem ehemaligen SPD-Jugendsenator Thomas Krüger und den bündnisgrünen Christian Ströbele und Renate Künast öffentlich diskutierte. Damals sei er „sehr polterig“ gewesen und habe am Ende gemeint, bei Rot-Grün sehe er „größere Schwierigkeiten“. Die Bündnisgrünen wären froh, so Tang, wenn endlich einmal von der Spitzenkandidatin ein rot-grünes Signal käme. Dirk Wildt

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