Sanssouci: Vorschlag
■ Diskussion im HKW zur Pekinger UNO-Frauenkonferenz
„Wir haben Differenzen, und die sind nicht auflösbar. Wir müssen sehen, ob uns diese Differenzen stärken können, oder ob sie uns spalten.“ So umreißt Christa Wichterich, Autorin der Studie „Frauen der Welt“ und langjährige Korrespondentin in Kenia und Indien, die zentrale Fragestellung für die UNO-Frauenkonferenz, die Anfang September in Peking stattfinden wird und schon im Vorfeld für heftige Kontroversen sorgte. Gemeinsam mit Achola Pala Okeyo aus Kenia, der Afrika-Direktorin des UNO-Frauenfonds Unifem, ist Wichterich heute anläßlich des Jour fixe ins Haus der Kulturen der Welt geladen. Diese Veranstaltungsreihe, die einmal im Monat „Die Sicht der anderen“ zu beleuchten sucht, beschäftigt sich heute mit dem Thema „Ein Zipfel der Macht oder Fortschritt der Ungleichheit – die internationale Frauenbewegung vor der 4. UNO-Frauenkonferenz“. Im Vordergrund stehen dabei die unterschiedlichen Positionen innerhalb der Frauenbewegung.
Diese nämlich ist alles andere als homogen, und dementsprechend gehen die Erwartungen an Peking weit auseinander: Während in den Industrienationen eine eher individualistische Tendenz vorherrscht, kreisen die Debatten in den Entwicklungsländern in erster Linie um soziale und wirtschaftliche Fragen. Trotz der offensichtlichen Differenzen hält Wichterich einen Brückenschlag für möglich. Weltweit nämlich ziehen sich die Regierungen immer mehr aus dem sozialen Bereich zurück, was nicht nur für die Frauen in ärmeren Ländern bedeutet, daß sich ihre Arbeits- und Bildungsmöglichkeiten verschlechtern und so die traditionelle Rollenverteilung gestärkt wird. Inwiefern sich angesichts dieser Gefahr die unterschiedlichen Perspektiven einander annähern lassen, wird sicherlich ein Thema der heutigen Diskussionsveranstaltung sein.
Darüber hinaus stehen die Transformationsprozesse zur Debatte, die die Frauenbewegung in allen Teilen der Erde erlebt. Verbanden sich feministische Forderungen in den siebziger und achtziger Jahren noch mit radikaler Gesellschaftskritik, sind die Frauen heute längst auf dem Marsch durch die Institutionen. Ob sie auf diese Weise tatsächlich einen „Zipfel der Macht“ zu fassen bekommen, wird beim heutigen Jour fixe diskutiert werden. Ein wichtiger Termin für alle, die sich vom allseits zu spürenden Backlash noch nicht haben überrollen lassen. Cristina Nord
Heute, 17 Uhr, Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles- Allee 10, Tiergarten
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