Süddeutscher Möbelzar wurde verhaftet

■ Alois Lederle bleibt im Gefängnis – Razzien gab es in zehn Niederlassungen

Augsburg (taz) – Der am Mittwoch vorläufig festgenommene Allgäuer Immobilien- und Möbelzar Alois Lederle kommt vorläufig nicht gegen Kaution auf freien Fuß. Nach einer mehrstündigen Anhörung am Donnerstag entschied die Haftrichterin, daß der 55jährige Lederle wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft bleibt.

Die Staatsanwaltschaft Augsburg hatte nach einer großangelegten Razzia in zehn Niederlassungen der Möbelhäuser Hess und Lederle deren Exinhaber Alois Lederle vorläufig festgenommen. Die Möbelsparte war im Mai in Konkurs gegangen. Alois Lederle steht unter Betrugs- und Untreueverdacht, erklärte nach der Verhaftung der Leiter der Augsburger Staatsanwaltschaft, Jörg Hillinger. Lederle wird vorgeworfen, für seine Immobilienfirmen aus den gutgehenden Möbelhäusern Millionen entnommen zu haben. Nötig geworden war dies, nachdem unter anderem in Nürnberg und Fürth größere Geschäftsgebäude zum Flop wurden. Laut Hillinger beläuft sich die Schadenssumme auf mindestens 52 Millionen Mark.

Außerdem soll der Allgäuer Möbelhändler den Konkurs verschleppt haben. „Herr Lederle hat sich möglicherweise auch des Betrugs schuldig gemacht. Und zwar hat er nach unseren Erkenntnissen Zahlungen von Kunden angenommen, als die Zahlungsunfähigkeit schon feststand. Dieses Geld wurde dann aber nicht für die von den Kunden erwarteten Zwecke eingesetzt“, sagte der Staatsanwalt.

Wie berichtet, war Lederle von mehreren Geschädigten, unter anderem auch der „Interessengemeinschaft der Hess-Lederle-Kunden“, angezeigt worden. Lederle selbst hatte in einer Art Abschiedsbrief im Mai an seine „Lieben Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen“ zugegeben, Geld aus seinen Möbelhäusern für seine Immobiliengeschäfte entnommen zu haben, betonte aber immer wieder, damit nichts Böses gewollt zu haben. „Mich als Immobilienspekulanten zu bezeichnen ist genausowenig angebracht, wie einen Bäcker als Ausbeuter der Hungernden.“ Er wollte den einen Firmenzweig mit dem anderen nur stützen, versicherte er auch bei einer Demonstration, die Mitarbeiter am Stammsitz in Jengen veranstaltet hatten.

„31 Jahre an Schaffen, ganzer Kraft und Liebe, sowie der Einsatz unseres Vermögens waren vergeblich“, klagte Lederle. Bei seinen Beschäftigten löste er damit freilich wenig Mitgefühl aus. Schließlich hatten die Möbelhäuser bei einem Jahresumsatz von 250 Millionen Mark bis zuletzt zweistellige Umsatzzuwächse zu verbuchen. Die Geschäfte liefen prächtig, was der vergebliche Schaffer Lederle auch nach außen zeigte: Staunend standen die MitarbeiterInnen am Ende der verregneten Demonstration vor dem Palast des Möbelzaren. „Da sieht man doch genau, wer der Blöde ist – nämlich wir“, kommentierte ein Mitglied des Betriebsrats.

Vorgestern erst wurde bekannt, daß Lederle nach dem Bankrott der Möbelhäuser inzwischen auch für die Immobilienfirmen Konkursantrag gestellt hat. Ob dafür genügend Masse vorhanden ist, wird derzeit vom Gericht geprüft. 1993 hatte der Allgäuer Möbelhändler die Hess-Möbelhäuser von der Nürnberger Schickedanz- Gruppe übernommen.

In Bayern genießen die Hess- Möbelhäuser nach wie vor einen guten Ruf. Der Nürnberger Sekretär der Gewerkschaft HBV, Rolf Wagner, hatte schon vor Wochen massive Kritik an Alois Lederle geübt: „Lederle hat auf Kosten seiner Mitarbeiter das schnelle Geld machen wollen. Die Staatsanwaltschaft wird wohl noch darüber zu reden haben, ob bei seinen Finanzschiebereien alles mit rechten Dingen zugegangen ist.“

Sieben der einstmals zwölf Hess-Lederle-Möbelhäuser hat zwischenzeitlich der aus Kleve stammende Möbelhändler Manfred Wolf übernommen. Weiterbeschäftigt werden 400 der 600 einstigen Mitarbeiter. Klaus Wittmann