Die Ehre der Marion S.

■ PDS-Abgeordnete Seelig widerspricht „BamS“: Keine Unterstützung der PKK

taz: Frau Seelig, die Bild am Sonntag rückte Sie gestern zusammen mit den beiden PDS-Bundestagsabgeordneten Ulla Jelpke und Steffen Tippach in ein „linksterroristisches Umfeld“. Die Zeitung zitierte das Bundesamt für Verfassungsschutz und den Bundesnachrichtendienst, die in einem gemeinsamen Bericht behaupten sollen, Sie unterstützen die in Deutschland verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK. Bei welchen Brandanschlägen, die der PKK zur Last gelegt werden, haben Sie denn Schmiere gestanden?

Marion Seelig, PDS-Abgeordnete: Ich würde mich nicht einmal in Zeiten geistiger Umnachtung an Anschlägen beteiligen.

Haben Sie vielleicht Benzin in Molotowcocktails gefüllt oder mit Flugblättern zu strafbaren Handlungen angestiftet?

Ich weiß gar nicht, wie man einen Brandsatz zusammenbaut. Auch zu strafbaren Handlungen habe ich nicht aufgerufen.

Die PDS unterstützt Berliner Kurden, die mit einem Hungerstreik ihre Solidarität mit den 10.000 in der Türkei gefangenen Kurden ausdrücken, die sich ebenfalls im Hungerstreik befinden. Haben Sie also wenigstens Kontakte zu PKK-Funktionären?

Es gibt keine PKK-Funktionäre, die sich mir als solche vorgestellt haben.

Sie sollen dennoch in dem Bericht „Bedrohung durch ausländische Extremisten und Terroristen“ auftauchen. Wie wird man so interessant?

Vielleicht, weil ich letztes und vorletztes Jahr in Kurdistan war. Ich gehörte zu den internationalen Beobachterdelegationen, die die Verbrechen der türkischen Regierung am kurdischen Volk dokumentierten.

Worüber haben Sie nach diesen Reisen berichtet?

Unter anderem wurden wir Zeugen einer Bombardierung eines kurdischen Dorfes. Der Fahrer von „Spiegel-TV“ wurde verhaftet und schwer mißhandelt. Wir sind selbst massiv bedroht und festgenommen worden, als die türkische Armee Dörfer angriff. Wir haben letztes Jahr in Bonn Fotos von deutschen Waffen in Kurdistan veröffentlicht.

Die Bild am Sonntag berichtete von einer dubiosen „Verbindungsstelle für die Koordination der Aktivitäten und Informationen“. Eine „Kontaktperson“ mit dem Namen Karin L. sei dem „linksterroristischen Umfeld“ zuzuordnen und sei seit kurzem Mitarbeiter des Bundes-PDSlers Tippach. Wer ist Karin L.?

Ich mache nicht die Arbeit des Verfassungschutzes und veröffentliche Namen. Ich möchte nur sagen, daß es in der Bundesrepublik glücklicherweise sehr viele Stellen gibt, die Informationen zum Krieg in Kurdistan sammeln und weitergeben. Interview: Dirk Wildt