Polizeirandale in Hannover

■ Ordnungshüter warfen bei Chaostagen mit Steinen auf Punks / 1.300 Punks festgenommen

Hannover (taz) – Im Straßenkampf untergegangen ist die angekündigte „größte Punkfete aller Zeiten“. Auch in der dritten Nacht der hannoverschen Chaostage blieben die Musikinstrumente der Punkbands im Koffer und gaben weiter Flaschen und Pflastersteine den Ton an. Erst durch allgemeine Erschöpfung auf beiden Seiten der Barrikaden kehrten zumindest am Sonntag vormittag wieder Ruhe und Ordnung ein.

Unter den Punks, von denen mindestens zweitausend aus dem In- und Ausland angereist waren, zeigten sich gestern vor allem die Jüngeren über dieses Ende der Chaostage enttäuscht. Für die Schlägereien machten Punker und Polizei sich gestern gegenseitig verantwortlich. Der Sprecher der Polizei erwartete gestern weitere Krawalle, schließlich seien auf vielen Flugblättern schon vorher Straftaten angekündigt worden. Ironie oder Sarkasmus vermochte er in den Punkflugschriften, die auch mit Giftgas und Atombomben drohen, nicht zu entdecken. Im Gegenzug warfen die hannoverschen Punks der Polizei vor, „mit einer üblen Mischung aus Ignoranz und Brutalität“ die Punkfete verhindert zu haben.

Insgesamt wurden nach Angaben des Innenministeriums rund 1.300 Punks in Gewahrsam oder festgenommen, fast 200 Polizisten wurden verletzt. Über verletzte Jugendliche gab es keine Angaben. Der niedersächsische Polizeisprecher bestätigte gestern, daß auch eingesetzte Ordnungshüter wiederholt mit Steinen oder Flaschen zurückgeworfen haben.

Kritik übte er auch an den städtischen Behörden: Die Polizei könne nicht auch noch für einen Ort für ein Punkfestival sorgen, dies sei Sache der Stadt. Vor den nächsten Chaostagen müßten unbedingt Gespräche mit den Punkern über den Ablauf stattfinden. Jürgen Voges Seiten 4 und 10