Sanssouci: Vorschlag
■ Berlin-Werbung 1920–1995 in der Grundkreditbank
1928: Moderner wurde Berlin nie verkauftAbb.: Katalog
„Paris, London und Neu-York sind uns noch über. Bald müssen und werden wir sie eingeholt haben.“ Selbstüberschätzung und Provinzialität im offiziellen Berlin-Bild ziehen sich, wie sich an den zur Zeit im Kunstforum der Grundkreditbank ausgestellten Plakaten ablesen läßt, durch 75 Jahre Berliner Selbstdarstellung. „Berlin – Die Weltstadt in Ordnung und Schönheit“, dichtete man 1927: Einerseits versprach man ein urbanes Erlebnis, andererseits beruhigte man Ängste vor der gefährlichen Großstadt. Dennoch: Nie wurde die Stadt moderner verkauft.
Nach 1933 lenkte man mit den Olympischen Spielen den Blick vom Zentrum auf die Peripherie der Stadt, von der Technologie auf die Körper. Eichenlaub, Fraktur und Wappen reprovinzialisierten das Berlin-Bild. „Berlin lebt – Berlin ruft!“ heißt es nach dem Krieg. Um nicht Trümmer zeigen zu müssen, stellt man Berlin mit Flaggen und abstrakter Grafik etwas hilflos als „Treffpunkt der Welt“ dar. Von der Stadt ist nur eine diffuse Idee geblieben. Im Osten steht der Aufbau im Zentrum der Kampagnen. Die „deutsche Hauptstadt“ als Baustelle des Sozialismus, deren Zentrum die Stalinallee ist. Interessant die Kehrtwende zu einem östlichen, antimodernen Wertkonservatismus in den Achtzigern, wo man die 750-Jahr-Feier mit Motiven aus dem 19. Jahrhundert bewirbt. Die aktuelle Werbekampagne wärmt den Altberliner Topos des „Zusammenhaltens“ in schlechten Zeiten auf. Metropolitan ist das nicht. Jörg Häntzschel
1952: Aufbau statt Sightseeing Abb.: Katalog
„Berlin wirbt“. Bis 3. 9., tägl. 10–20 Uhr, Kunstforum der Grundkreditbank, Budapester Straße 35
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