Einmal Bagdad und zurück

■ Deutsche Delegation rechnet mit baldiger Aufhebung des UN-Embargos

Bonn (taz) – „Es geht darum, zu verhindern, daß die BRD an die Wand gedrückt wird“, sagte Peter Jungen gestern in Bonn. Fünf Jahre nach dem irakischen Einmarsch in Kuwait und der anschließenden Verhängung eines UN- Embargos gegen den Irak, war das Vorstandsmitglied des Deutschen Nah- und Mittelostvereines mit einer vierköpfigen Delegation nach Bagdad gereist. Nachdem Briten, Franzosen und Engländer dort schon seit rund zwei Jahren ein und ausgehen, wollten die Deutschen nicht länger außen vorstehen. Zu Jungens irakischen Gesprächspartnern gehörten Politiker, darunter der stellvertetende Ministerpräsident, Tarik Asis.

Jungen rechnet damit, daß die UNO am Ende diesen Monats ein Ende des Embargos beschließen wird. Dies vor Augen habe man in Bagdad zu klären versucht, wie die Frage der irakischen Altschulden, die zum Teil noch aus der Mitte der achtziger Jahre stammen, zu regeln sei. Das irakische Gesetz Nr. 57, das ausländische Firmen dazu verpflichtet, die Kosten für die Lieferungseinstellungen in den Irak zu tragen, müsse abgeschafft werden. Es verhindere das deutsche Interesse an Investionen im Irak.

Ein wichtiges Betätigungsfeld deutscher Firmen in der Zeit nach der Aufhebung des Embargos sei die Wartung beziehungsweise Neuausrüstung der Ölbohrgerätschaften. Zwar fördere der Irak derzeit nur etwa eine Million Barrel pro Tag, aber der irakische Ölminister Amir Rashid habe angekündigt, daß der Irak eine neue Opec-Quote anstrebe. Nach dem Ende des Embargos wolle Bagdad täglich sechs Millionen Barell fördern. Damit jedoch die deutschen Firmen überhaupt wieder in den Irak investierten, so Jungen, müsse eine psychologische Hemmschwelle beseitigt werden: die Angst davor, daß die Mitarbeiter deutscher Firmen wieder als Geiseln genommen werden könnten wie nach dem Einmarsch in Kuwait. Dann jedoch könnte Jungen alte Erfahrungen nutzen: 1990 holte der damalige Strabag-Manager 180 Deutsche Geiseln aus dem Irak. Björn Blaschke