■ Was lauert unter der Dekra-Mütze?
: Schumieske Lieblingshits

„Der Trieb kam 1987 im Dezember“, erzählt Michael Schumacher, und des Hörers Ohren kräuseln sich. Schumi redet über Triebe? Keine Angst, er ist nicht plötzlich ein aufregender Gesprächspartner. Die Vokabel hat er vom sensiblen Frager Willy Knupp übernommen, der ihn nach dem „Ich-will-weiterkommen- Trieb“ befragte. Ansonsten weiterhin Getriebeschaden in Schumis Hirn.

Auf der neuen Doppel-CD „Michael Schumachers Powerformel“, versehen mit dem launigen Untertitel „Hits zum Durchstarten“, finden wir eine wundervolle Interview-CD und einen „grandiosen Hit-Silberling“ (Bild) mit des Dekra-Mützen-Trägers Lieblingshits. Die Liedauswahl geriet genuin schumiesk, niemand hat wohl je bezweifelt, daß er die zahmen Töne von Genesis, Meat Loaf, Queen oder Tina Turner bevorzugt.

Die Musik-CD also langweilt mit schwiemeliger Rockmusik, die Interview-CD dagegen bietet pittoresken Punk. Elegant verschwurbelt spielen sich Schumacher und Knupp die rhetorischen Flachbälle zu. Willy Knupp der Co-Pilot: „Das wollte ich gerade sagen.“ Darauf Schumi: „Absolut richtig.“ Enervierend wird nacherzählt, wie alles begonnen hat mit Rasenmähermotor und wie es weiterging vom Underdog zum grinsenden Monegassen. Kleine Aphorismen runden den Helm ab, Schumi weiß, „ehrlich währt am längsten“, und „man kann nicht nur nehmen, man muß auch geben“. Aber doch keine Interviews!

Stopp an jeder Phrasen-Box: „Kritiker wird es immer geben“, „Geld allein macht nicht glücklich“, „Familie ist das höchste Ziel“, „Kühe kann man schlachten oder melken“. Schumi hat sich „fürs Melken entschieden“. Heiliger Airbag!

„Corinna sollten wir noch ansprechen“, fährt Willy Knupp fort, den Grund für die Dringlichkeit dieses Themas schuldig bleibend. Einleuchtend dagegen, daß Schumacher Phil Collins mag und auch Tischtennis. Schade, daß er sich nicht zu Fremdenfeindlichkeit und Toleranz äußern darf. Am liebsten ißt er „Pasta ohne alles“. Und zwar nicht von Corinna, sondern von „Betreuer Harry“. Sie muß nicht kochen, sie ist für die „privaten, simplen Momente“ zuständig. Was sind wohl simple Momente bei einem Simpel wie Schumacher? Man steckt nicht drin.

Nach einer halben Stunde der Enthüllungen kann es passieren, daß man kurz einnickt. Um so besser. Denn aufschreckend hört man Schumi sagen: „Komfort, Ruhe, Sportlichkeit, Leistung“. Lebensweisheit? Nein, es ging um die „wichtigsten Eigenschaften eines privaten Kraftfahrzeuges“. Benjamin v. Stuckrad-Barre