Auf Du und Du mit dem Kinderprogramm
: Jubel, Trubel und ein bißchen Frust

■ Spielhaus in Walle feiert sein 20jähriges Bestehen

Mit dem Getöse einer imaginären Rakete begeben sich gut 20 Kinder auf die „Mondreise“. Nein, das war noch nicht die Generalprobe für den Space Park; gestern feierte das Spielhaus in der Waller Ratzeburger Straße Jubiläum. Und den ganzen Tag über amüsierten sich Kinder und Eltern königlich.

Vor genau 20 Jahren gründete sich das Spiel-, Jugend- und Gemeindehaus in Walle als eine freie Einrichtung. Bereits die dritte Kindergeneration nutzt heute die Vielzahl von Angeboten, die sich an Kinder ab zwei Jahre, Jugendliche und auch deren Eltern richtet. Circa 40 Besucher bilden den festen Stamm im Spielhaus.

Gerade Walle braucht so eine Einrichtung, denn da wohnen viele Alleinerziehende und SozialhifeempfängerInnen, sagt Wolfgang Hille. Der muß es wissen: Hille ist seit 17 Jahren dabei. Gemeinsam mit seiner Kollegin Anke Mester leitet er das Haus. Sie müssen sich mit ihren Angeboten ganz auf die spezielle Nachfrage einstellen. Hilfesuchende Eltern finden immer ein offenes Ohr. Hille: „Was wir hier betreiben ist Randgruppenarbeit. Währenddessen nimmt die Verelendung zu“.

So mischen sich auch Mißtöne in die heitere Atmosphäre der Feier. Besonders sauer sind Hille und Mester auf das Jugendamt. Das habe sich weitgehend aus diesem Arbeitsfeld zurückgezogen, und sich ganz auf den Bereich Ehe- und Scheidungsberatung spezialisiert. Anke Mester: „Wir sind das schlechte Gewissen des Jugendamtes!“ Randgruppenarbeit werde mehr und mehr vernachlässigt, die nötige Zusammenarbeit zwischen ihnen und den Sozialarbeitern vom Jugendamt sei nahezu eingeschlafen.

Trotzdem, zur Freude besteht genügend Anlaß: Das Spielhaus hat sich als eine offene und integrative Einrichtung etabliert, in der eine „Ausländer-Problematik“ nicht existiert, da „jeder der reinkommt gleich ist“ und auch gleich behandelt wird, sagt Anke Mester. Das Miteinander der verschiedenen Nationalitäten klappe dadurch völlig reibungslos. Die Kinder selber sehen das scheinbar ähnlich, denn das Spielhaus wird mittlerweile nicht nur von Waller Kindern überrannt. „Sogar Kinder und Jugendliche aus Woltmershausen und anderen Stadtteilen kommen zu uns.“

Doch bei aller Beliebtheit steht das Spielhaus auf wackeligem Untergrund. Die Einrichtung wird allein von der Stadt finanziert, und die hat gerade mal wieder erhebliche Kürzungen im Sozialbereich angekündigt. Hille: „Wenn wirklich 10 Prozent gestrichen werden, sieht's düster aus“. Gespart werden müsse dann beim Personal, und die Arbeit im bisher geleistetem Umfang sei dann „einfach nicht mehr zu schaffen“. Dabei: „Selbst die Spielplätze sind hier alle gesperrt“, bricht es aus Anke Mester heraus. Und Silvia Schnier, Mutter dreier Kinder, erntet viel Zustimmung: „Gerade für die kinderreichen Familien hier ist das Spielhaus ein wahrer Segen.“ MaSch