■ Linsen Soufflé
: Gottes einsamster Mann darf wieder mitspielen

Hollywoods extremster Method Actor, Robert De Niro, segelt nun schon seit gut zwei Jahren in einer Box-office-Flaute. „This Boy's Life“, „Sein Name ist Mad Dog“ oder „In den Straßen der Bronx“ – alles kommerzielle Flops. Auch sein Monster in „Mary Shelleys Frankenstein“ war eher mittelprächtig. Doch plötzlich ist Bobby total angesagt, steht auf einmal wieder ganz oben auf den Besetzungslisten. Der Grund: Hollywoods geliebte und gehaßte Flüsterpropaganda. Es geht um zwei Filme, die noch gar nicht fertig sind, Michael Manns „Heat“ und Martin Scorseses „Casino“. Beides sind Gangsterfilme, ein Genre, das De Niro zum Star machte, und in der Gerüchteküche ist nun zu hören, er sei nie besser gewesen. Das genügte, um den alten Taxi Driver (Ich bin Gottes einsamster Mensch“) wieder ins Spiel für die gefragtesten Rollen zu bringen. So wird De Niro neben Brad Pitt und Jason Patric in Barry Levinsons Thriller „Sleepers“ einen verständnisvollen Lehrer in einer Erziehungsanstalt geben. Wer ihn lieber wieder als Psychopathen sehen möchte, darf sich schon mal auf Tony Scotts „The Fan“ freuen. Nachdem Jack Nicholson die Rolle eines fanatischen Baseballfans, der seinem Idol (Wesley Snipes) die Nerven zerfetzt (hört sich irgendwie nach Scorseses „King of Comedy“ an), ablehnte, wurde Bobby sehr gern genommen. Kein Zweifel: De Niro ist wieder da. Auch seine hauseigenen Tribeca Productions in New York hat er nicht vergessen. Für 1996 ist der Cop-Thriller „Affirmative Action“ geplant. De Niro wird auf jeden Fall produzieren, sehr wahrscheinlich aber auch die Hauptrolle übernehmen. Gut, das ist noch Zukunftsmusik. Niemand hätte jedoch etwas dagegen, wenn's nun endlich losgehen würde mit dem tollen Comeback. Aber Martin Scorsese hockt immer noch in einer düsteren Ecke und ist mit dumpfem Brüten über die Postproduktion von „Casino“ beschäftigt. Im Oktober sollte der Film eigentlich in den USA starten, daraus wird wohl nichts werden, irgendein Termin nach Weihnachten ist realistischer. Und Michael Mann steckt immer noch in den weit überzogenen Dreharbeiten zu „Heat“. Auch bedauerlich. Denn damit enthält er uns nicht nur De Niro vor, sondern blockiert auch Al Pacino. Der möchte nämlich gerne neben Johnny Depp die Hauptrolle in Mike Newells „Donnie Brasco“ übernehmen, die „wahre“ Geschichte eines FBI-Agenten, der die Mafia infiltrierte. Das Drehbuch dazu stammt von Paul Attanasio, auffällig geworden durch sein Script zu „Quiz Show“. Hört sich alles ziemlich positiv an. Sobald Michael Mann seinen Job erledigt hat, geht's los. Direkt im Anschluß will Johnny Depp mit der Comic-Verfilmung (die werden immer beliebter) von „Speed Racer“ loslegen. Klingt nicht so aufregend. Interessanter ist eine Meldung von Paramount: Snake Plissken kommt zurück! Kein Witz, es wird eine Fortsetzung von John Carpenters „Die Klapperschlange“ (Orginaltitel: „Escape from New York“) geben. Die Dreharbeiten beginnen im Januar. Fast dieselbe Geschichte wie im Original. Kurt Russell ist wieder Snake Plissken und wird diesmal ins postapokalyptische Los Angeles geschickt. Ja genau, die Stadt wurde nach einem großen Erdbeben zu einer gigantischen Gefängnisinsel umgebaut. Einfallsloser Titel: „Escape from L. A.“ Karl Wegmann