BKA durchsucht Bremer taz-Redaktion

Auf der Suche nach einem Bekennerschreiben der „Rote Zora“ drehten und wendeten Polizeibeamte ergebnislos jedes Fitzelchen. Original sollte der Spurenauswertung dienen  ■ Aus Bremen Ulrike Fokken

Beamte des Bundeskriminalamts und der Bremer Kripoabteilung Staatsschutz nebst einem Abgesandten des Generalbundesanwalts haben gestern am Morgen die Redaktionsräume der Bremer taz durchsucht. Laut Durchsuchungsbeschluß des Bundesgerichtshofs suchten die sechs Männer nach einem Bezichtigungsschreiben der „Roten Zora“.

Die als „terroristische Vereinigung“ eingestufte Gruppe hatte am 27. Juli einen Brief bei der taz anonym in den Briefkasten gesteckt. Demnach hatte die Rote Zora bereits drei Tage zuvor einen Sprengstoffanschlag auf eine Halle der Lürssen-Werft bei Bremen verübt. In der Außenmauer einer Werfthalle wurde später lediglich ein fußballgroßes Loch gefunden. Lürssen baut Kriegsschiffe für die Bundesmarine und liefert bei Gelegenheit auch an die Türkei oder an Taiwan.

Nach Recherchen der taz hatten Werftleitung und Polizei den Anschlag aus Angst vor negativer Berichterstattung nicht veröffentlicht. Erst durch den Brief der Roten Zora wurde er bekannt. An die Politik-Redaktion der Frankfurter Rundschau hatte die Rote Zora den gleichen Brief geschickt. Dort mußte das BKA nicht erst vorsprechen, die FR gibt Bekennerschreiben grundsätzlich an die Polizei weiter. „Das Original bekommt die Kripo, eine Kopie behalten wir“, sagte das Sekretariat der FR- Chefredaktion gestern zur taz. Normalerweise hole gar ein Beamter die Briefe aus der Redaktion.

Diese Form der Kooperation mit der Polizei lehnte die Bremer taz ab und nahm lieber die Durchsuchung in Kauf: „Durch Herausgabe des Schreibens einschließlich des dazugehörigen Briefumschlags kann die Durchsuchung abgewendet werden“, heißt es in dem Durchsuchungsbeschluß.

Die Bremer taz „war die einzige durchsuchte Redaktion“ wegen des Briefes, sagte Gerhard Schlemmer, Sprecher des Bundeskriminalamtes gestern auf Anfrage. Weder er noch sein Kollege bei der Generalbundesanwaltschaft, Rolf Hannich, wollten sich erinnern, wann das letzte Mal Redaktionen in Deutschland durchsucht worden sind. Das Bundeskriminalamt und die Generalbundesanwaltschaft hatten längst Kopien des Bekennerbriefes, sie kannten den Inhalt. Dennoch: „Das Original ist als Spurenträger für die weiteren Ermittlungen bedeutend“, so die Begründung von Hannich. Nachdem die BKAler eine gute Stunde jedes Blatt Papier, jede Schublade und jede Akte in der Politikredaktion der taz gewendet hatten, zogen sie unverrichteter Dinge ab. „Wir sind latent mit dieser Erwartung gekommen“, sagte Einsatzleiter Schulzke.

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