Der heilige siebte Tag

■ Selbst Autoboß Henry Ford plädierte für die „Lustfahrt“ am Wochenende

„...Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn. Denn an ihm hat Gott geruht von all seinem Werke, das er geschaffen und vollbracht hat.“ So steht es im Ersten Buch Mose. Wenn es um die Herstellung von Reifengummi und den Versand von Klamotten geht, ist dem Menschen der siebte Tag Wurscht: Pirelli und Neckermann wollen demnächst die Sonntagsarbeit einführen.

Immerhin 4,3 Prozent der Beschäftigten in Deutschland arbeiten schon sonntags. Samstags muß ein Drittel aller Angestellten und Arbeiter ran, ein Fünftel sogar an jedem Samstag. Während die Sonntagsarbeit erst vor kurzem durch das neue Arbeitszeitgesetz erleichtert wurde, ist die Samstagsarbeit gesetzlich grundsätzlich erlaubt, aber es braucht vielerorts die Zustimmung des Betriebsrates. Die gibt es aber nur gegen die Zusicherung kräftiger Überstundenzuschläge. Genau dieses Geld wollen die Arbeitgeber jetzt einsparen.

In Amerika und Australien wurde der freie Samstag zuerst eingeführt. In Deutschland hat der arbeitsfreie Samstag seit 30 Jahren Tradition. In den USA hatte ausgerechnet Henry Ford erkannt, daß erst ein zweitägiges Wochenende den Absatz seiner Kisten förderte: Die Menschen brauchten mehr Freizeit, argumentierte der Autoboß, um mit dem Auto Lustfahrten zu unternehmen. In Japan haben dagegen auch heute nur etwa 30 Prozent der Betriebe ein zweitägiges freies Wochenende.

Der freie Samstag ist eine Errungenschaft hochentwickelter Länder. Ein einzelner Ruhetag in der Woche, ob Sonntag, Sabbat oder Freitag (Islam), ist dagegen schon immer in vielen Ländern verbreitet, weil religiös motiviert. Allerdings wird der Sonntag längst nicht überall eingehalten. In ländlichen Gegenden Chinas und Indiens hat er so gut wie keine Bedeutung.

Mehrmals in der Geschichte wurde versucht, den freien Sonntag abzuschaffen. Im Ersten Weltkrieg führte die britische Industrie die Sonntagsarbeit ein. Ergebnis: Leistungsfähigkeit und Produktion sanken deutlich. BD