Pantomime zur „Großkunst“ erheben

■ Solo-Künstler Yanci hat sich in Hamburg ein Pantomimen-Ensemble gezüchtet / Sechs HanseatInnen gehen mit ihm nach Irland auf Tournee

„Miming is an art form in its infancy“ – Pantomime ist eine Kunstform in den Kinderschuhen, stellt Yanci, eine internationale Größe im Metier, fest. Yanci, alterslos, gebürtiger Ungar, in den USA ansässig, hat in den vergangenen drei Jahren sechs Pantomime-Work-shops in Hamburg und anderen deutschen Städten veranstaltet.

Die erste „Internationale Sommerakademie für Pantomime“ unter seiner künstlerischen Leitung im Hamburger Monsun-Theater ging gestern zu Ende. „Fabulous“, schwärmt Yanci, seien die 32 TeilnehmerInnen gewesen. Besonders sechs von ihnen, die auch schon in anderen Trainings-Kursen mit ihm waren, eine „core group“, wie er sie nennt, seien schon ungeheuer professionell. Diese Truppe will er bei seiner nächsten Tournee in Irland in sein Programm einführen – eine Novität, denn seitdem er nicht mehr mit dem Großmeister der modernen Pantomime, Marcel Marceau, zusammenarbeitet, hat er nur Ein-Mann-Shows gemacht. Überhaupt sieht Yanci in der Bildung einer solchen Gruppe den Durchbruch für seine Sparte: „Bisher existiert kein festes Pantomimen-Ensemble, es gibt keine Pantomimen-Bühne. In Deutschland nennt man Pantomime 'Kleinkunst'; ich will sie von der Straße holen, sie soll Großkunst werden.“

Ein Pantomimen-Theater soll also her. „Es könnte ein Mekka werden“, schwärmt Yanci. Vielleicht in Hamburg? „Oh, anywhere“, Hamburg sei aber wohl sehr reich, vielleicht könne man hier besonders gut an die nötigen Subventionen herankommen. Ein jährliches Festival, Produktionen aller Art, die Lösung der wenigen Pantomimen-Schulen aus ihrer Isolation... Yanci ist begeistert. Zunächst aber wird er Deutschland verlassen müssen, denn er hat noch Verpflichtungen in den USA. Am liebsten wäre es ihm ja sowieso, wenn seine sechs Lieblinge mit ihm nach Amerika kämen; allein, sie haben hier Studien zu Ende zu bringen, Kinder zu hüten und Jobs nachzugehen.

Zunächst waren nur Frauen wirklich bei der Sache, dann kamen auch zwei Männer hinzu. „Ungeheuer faszinierend“ findet Yanci die Idee einer reinen Frauen-Truppe in der Männerdomäne Pantomime. Die Männer wolle er jedoch nicht entmutigen, nett von ihm.

Ob die sechs Getreuen jemals von ihrer Kunst werden leben können, weiß er nicht. Auf jeden Fall aber will er ihnen eine Allround-Ausbildung verpassen. „Sie sollen zum Film gehen können, wenn sie wollen, sie sollen ihre Stimmen schulen. Kern und Ziel des Handwerks ist jedoch selbstverständlich die Bewegung“ – „the apex of the craft is in the movement“, sagt Yanci. Ulrike Winkelmann