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Vorschlag

■ Lassie Singers und Funny van Dannen auf der Insel der Jugend

Große Familienfeier auf der Insel der Jugend: Die Lassie Singers und Funny van Dannen spielen endlich mal gemeinsam zum Tanz auf. Beide gelten schließlich als Berliner Lebens- und Leidensgefährten, die sich über die Jahre hinweg ein bißchen beeinflußt und voneinander gelernt haben. Die Lassie Singers stromerten zuerst als reines Spaß- und Ulkprojekt durch Berlin, wurden aber bald mit ihrer zweiten Platte in die beliebte Hamburger Schule versetzt. Wo allerdings die Hamburger Oberschüler die Welt „diskursmäßig“ abhandelten, steuerten die Lassies entspannt ihre gesammelten Ansichten aus Kneipen und Kellerlöchern bei und verdichteten die wunderbare Welt des Alltagslebens zu Popmusik.

„Doofe Uni-Sprache“ mögen sie auch 1995 nicht; ihre Songs sind immer noch kleine Hymnen für weibliche und männliche Mitmenschen; ihre Konzerte, besonders in der Wahlheimat, Events für all die, die so schnell nicht alt werden wollen und können. Für Stadtbewohner und interessierte Konzertgänger führte an den Lassie Singers kaum ein Weg vorbei. Hingegen konnte es schon passieren, niemals von einem gewissen Funny van Dannen gehört zu haben, auch wenn er den Lassie Singers schon mal die eine oder andere Zeile ins Textbuch diktierte. Der fand es nicht unbedingt sooo wahnsinnig wichtig, eine Showgröße zu werden und durch hohe Auftrittsfrequenz zu beeindrucken; und seine Lieder schrieb er auch nicht am Fließband.

Das änderte sich schlagartig mit dem Erscheinen seiner ersten CD, sinnigerweise „Clubsongs“ betitelt, die zuerst von Tempo, später auch von der gesammelten Berliner Presselandschaft ordentlich gefeatert wurde. Und so passiert es mittlerweile, daß nicht immer nur der Herr Müller aus dem Kumpelnest uns heimleuchtet, sondern auch Van-Dannen-Songs wie „Als Willy Brandt noch Bundeskanzler war“ oder „Meditier mit mir“ einem im Morgengrauen den Weg nach draußen weisen.

Gemeinhin nennt man seine Gassenhauer auch „Poesie des Alltags“; sie sind eigentlich weniger poetisch als alltäglich, dann aber doch genug um die Ecke gedacht und gedreht, um beim zweiten Mal genauer hinhorchen zu lassen. Das ist dann mal ein bißchen böse, mal heiter, manchmal doof und – wenn es um Naturfilme geht – auch richtig großartig. Naturfilme sind nun wirklich klasse mit ihrem immer gleichen Gehen und Vergehen, die machen ruhig und schlaff und glücklich, auch „weil man da sehen kann, wie schön die Welt ist und was die Tiere tun, wohin die Vögel ziehen, wenn es kalt wird in Berlin“. So ist es, und weder die Lassie Singers noch Funny van Dannen halten sich mit ihren Liedern für die Sonne, um die sich alles dreht. Auf daß morgen ein wenig Unbeschwertheit das Maß aller Dinge sein wird. Gerrit Bartels

Die Lassie Singers und Fanny van Dannen. Sonntag 16 Uhr, Insel der Jugend, Am Treptower Park.

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