Mit Quark gegen Brandblasen

Das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken, nimmt jährlich um fünf bis zehn Prozent zu / Am besten im Frühsommer allmählich an die Sonne gewöhnen  ■ Von Eva Blank

Schlaffe, alte, faltige Haut, in schlimmstem Falle Hautkrebs – Sonnenbaden wird immer gefährlicher. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nimmt die Wahrscheinlichkeit, an Hautkrebs zu erkranken, weltweit jährlich um fünf bis zehn Prozent zu. Das Bundesamt für Strahlenschutz warnt vor mehr als fünfzig Sonnenbädern pro Jahr. Denn die Haut vergißt nicht. Vorsicht vor sonnigen Badewonnen gilt daher auch für Späturlauber und Daheimgebliebene – auch wenn die Sonne Wohlbefinden fördert, Kreislauf und Immunabwehr stärkt.

„Am besten ist es“, so Wolfram Sterry, ärztlicher Direktor der Dermatologischen Abteilung der Charité, „sich bereits im Frühsommer an die Bestrahlung zu gewöhnen.“ Denn die Bräunung der Haut ist wie ein Schutzmantel, der eine weitere Bestrahlung ohne Schäden erst möglich macht.

Eine langsame Bräunung könne auch mit einem Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor (LSF) erreicht werden, der allmählich verringert werde, so Klaus-Peter Nebel von Beiersdorf (Nivea) in Hamburg. Cremes mit einem hohen LSF enthalten Mineralien und chemische Zusätze, die einen Schutzmantel bilden und die Sonne reflektieren. Je nach Hauttyp lohnt es sich durchaus in eine Creme mit LSF 26 zu investieren.

Da jeder Mensch verschieden bräunt, sollte man seinen „Sonnentyp“ kennen. Dieser kann anhand von Kriterien wie Haut-, Haar- und Augenfarbe ermittelt werden. Beiersdorf beispielsweise hat eine Sonnenuhr auf den Markt gebracht, mit deren Hilfe die individuelle Sonnendosis je nach UV-Index und Eigenschutzzeit des jeweiligen Hauttyps ermittelt werden kann. Den täglichen UV-Index gibt der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach seit dem 10. April diesen Jahres in den Medien bekannt. Wer unsicher ist, sollte seinen Hauttyp bei HautärztInnen nachprüfen lassen.

Sonnencremes und -milch erhöhen je nach angegebenem Lichtschutzfaktor die Eigenschutzzeit der Haut. So könne zum Beispiel jemand mit empfindlicher Haut beim UV-Index 4 bis 6 mit seiner Eigenschutzzeit 30 Minuten in der Sonne bleiben. Verwendet er eine Sonnencreme mit dem Lichtschutzfaktor 8, multipliziert sich der Wert auf 240 Minuten. „Aber“, warnt Klaus-Peter Nebel von Beiersdorf, „ist die Zeit erst mal abgelaufen, hilft kein Nachcremen mehr mit einem höheren Lichtschutzfaktor, sondern nur noch raus aus der Sonne.“

Die Stiftung Warentest hat in ihrem Sonderheft „Kosmetik 95“ allerdings herausgefunden, daß der Lichtschutzfaktor in ein und demselben Produkt stark schwanken kann. Sie rät deshalb, „den aufgedruckten Wert immer nur als großen Anhaltspunkt zu nehmen und ihn nie voll auszunutzen“. Mittel „Made in USA“ entsprechen nicht den europäischen Normen. Der Lichtschutzfaktor 15 in den USA entspricht dem LSF 10 in Deutschland. Allgemein gilt: Die trockene Haut zwanzig Minuten vor dem Sonnenbad eincremen. Nur so entwickelt sich die Wirksamkeit der Cremes. „Vor allem Kinder sollten sich vor der Sonne in acht nehmen“, warnt Wolfram Sterry von der Charité. Denn Sonnenbrände in der Kindheit und frühen Jugend sind die wesentlichen Risikofaktoren für die spätere Entstehung eines maligenen Melanoms.“

Für Hunderte von Patienten kämpfen alljährlich mit Mallorca- Akne. Sie sollen sich besonders langsam an die Sonne gewöhnen, rät Sterry. „Künstlich erzeugte UV-Strahlung kann dabei hilfreich sein. Dafür sind aber Spezialkenntnisse erforderlich, die beim Personal von Solarien nicht vorauszusetzen sind.“ Allergieverursacher könnten Inhaltsstoffe von Salben wie Emulgatoren und Lichtschutzmittel sein. Sonnengels sollen gegen Mallorca-Akne helfen, verspricht der Handel. Das bestreitet Ökotest im Testheft vom Juni 1994: „In vielen Gels stecken genau die Zutaten, die den quälenden Ausschlag auslösen können.“ So fanden die Tester in einigen Produkten Emulgatoren und Formaldehyd. Klaus-Peter Nebel von Beiersdorf hält dagegen, „das Zusammenspiel aller möglichen Dinge kann Allergien auslösen. Zum Beispiel Nahrungsmittel oder Medikamente.“

Kommt es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu einem Sonnenbrand, rät Ökotest dringend von der Verwendung rezeptfreier Mittel ab, die den Sonnenbrand lindern sollen. „Ihre Wirksamkeit ist umstritten. Viele Wirkstoffe rufen genau die Symptome hervor, die sie bekämpfen sollen.“ Nämlich Brennen, Rötungen, Bläschenbildung und stechenden Schmerz.

Gesundheitsschädliche Konservierungsmittel und Emulgatoren fanden die Ökotester in den Sonnenbrandmitteln reichlich. Daher empfiehlt Ökotest alte Hausmittel wie Quark und Joghurtauflagen oder Wickel mit Kamille, Essig und Salzwasser. Leichten Sonnenbrand könne man, so Sterry, mit kühlenden Umschlägen und Wasser in Öl-Emulsionsalben behandeln, schwerer Sonnenbrand sollte vom Arzt behandelt werden.