: Haftbefehl im Kirchenasyl
■ Bayern: Abschiebehaft gegen Sahize Simsek
München/Augsburg (taz) – Das bayerische Innenministerium hat beim Amtsgericht Augsburg Abschiebehaft gegen die Familie Simsek beantragt. Neben Sahize Simsek, die mit ihren beiden Kindern in der Steppacher Pfarrei St. Raphael im Kirchenasyl lebt, sollen auch die syrisch-orthodoxe Familie Akgüc und der 18jährige Semun Oguz, die ebenfalls in Kirchengemeinden Asyl suchten, in Abschiebehaft genommen werden. Die Dauer der Abschiebehaft ist auf eine Woche befristet. Sie beginnt mit der Ergreifung, sagte Michael Ziegler vom bayerischen Innenministerium gestern.
Für die Grünen-Abgeordnete Elisabeth Köhler ist dies „eine weitere Stufe der Eskalation“. Sie appellierte gestern an den bayerischen Innenminister Beckstein, die Haftbefehle zurückzunehmen und sich nicht weiter gegen eine humanitäre Lösung zu sperren. Vor wenigen Wochen hatte Beckstein noch vorgeschlagen, das Kirchenasyl zu erweitern. Danach sollten Kirchen Flüchtlinge aufnehmen dürfen, wenn sie für deren Unterhalt aufkämen.
An einen gewaltsamen Vollzug der Haftbefehle, sprich an ein Stürmen der jeweiligen Kirchenräume, werde derzeit nach den Worten des Ministeriumssprechers nicht gedacht. Der evangelische Diakon Werner Sirch geht ebenfalls nicht davon aus, daß es zu einer gewaltsamen Beendigung des Kirchenasyls kommen wird.
Offensichtlich waren Angehörige der fünfköpfigen syrisch-orthodoxen Familie Akgüc außerhalb des Kirchengeländes gesehen worden, was bei den Behörden wohl als Provokation betrachtet wurde. Klaus Wittmann
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen