Press-Schlag
: Gekaufter Mißerfolg

■ Bayern München in der Krise

„Erfolg kann man nicht kaufen“, macht sich Volker Finke gern selbst Mut. Aber das ist natürlich Unsinn. Tief im Innern weiß auch der Trainer des SC Freiburg, daß man im Fußball Erfolg sehr wohl kaufen kann, wie die Beispiele AC Mailand und FC Barcelona beweisen. In bestimmten Fällen kann man Erfolg sogar wegkaufen, was Finke in einer Saison ohne Rodolfo Cardoso möglicherweise schmerzlich am eigenen Leibe erfahren wird.

Richtig ist hingegen, daß man Erfolg nicht immer kaufen kann. Als Beleg eignen sich erneut FC Barcelona und AC Mailand, und natürlich der FC Bayern München. Seit den Zeiten des Spielers Beckenbauer versucht der Klub mittels gewaltigen finanziellen Aufwandes, zur vielbeschworenen „internationalen Spitze“ vorzudringen – und scheitert jedes Jahr aufs neue. Wen haben sie nicht alles geholt, seit ihnen 1986 gegen den FC Porto der Europacup durch die Lappen ging. Den deutschen Markt mit fetter Geldbörse praktisch leergefegt, dazu kolumbianische Vollblutstürmer, französische Vollinvaliden, kantige Waliser, unverwüstliche Schotten, empfindsame Serben, verwechselbare Brasilianer, asketische Schweizer, staksige Schweden, polyglotte Trainer. Valencia, Papin, Hughes, McInally, Mihajlovic, Mazinho, Bernardo, Sutter, Ekström, Trapattoni – wer nennt die Namen, zählt die Reinfälle. Gäbe es eine Rangliste der Fehleinkäufe, die Bayern wären Weltspitze.

Nun also Sforza, Herzog, Klinsmann, Strunz. Und dazu ausgerechnet ein Trainer, dessen Devise bislang lautete, daß man Erfolg nicht kaufen könne, sondern ihn sich langfristig erarbeiten müsse. Dazu hat Otto Rehhagel bei Bayern mit Sicherheit keine Zeit, und das erste Wackelspiel gegen den HSV (3:2) zeigte, wie genau er das weiß. So außer sich wie bei seinem verbalradikalen Amoklauf nach einem Foul an Zickler und dem rüden Schubser gegen seinen Spieler Scholl, der ihn zu bremsen suchte, hat man ihn in Bremen nie gesehen. Die Nerven flattern beim Vielmillionenteam, die Füße treten nicht unbedingt dahin, wo sie sollten. Ist das schon die Krise?

Die Anzeichen dafür, daß es auch in diesem Jahr wieder schiefgeht mit den Münchnern, sind jedenfalls vollständig vorhanden. Als Trost bleibt dann wenigstens, daß neue große Namen gewaltige Merchandising- Einnahmen bedeuten. Aber auch auf diesem Gebiet droht der Trend an den Bayern vorbeizugehen. Der SC Freiburg stellte gerade eine ökologische Kollektion von Fan-Artikeln aus Naturprodukten vor. Uli Hoeneß sollte schleunigst nachziehen. Klinsmann im Hanf-Trikot, das wäre tatsächlich internationale Spitze. Matti Lieske