■ Querspalte
: Der letzte Wille der Stasi

Die in der Zone sind für jede Ferkelei zu haben: „Hunderttausende haben noch DDR-Ausweise“, und das, obwohl die Fibeln des Schreckens zum Jahresende „ihre Gültigkeit“ verlieren. So hat dpa recherchiert und rätselt jetzt, ob dieses Gebaren auf „Nostalgie oder Faulheit“ beziehungsweise „Unwissenheit“ wenn nicht gar, Gott bewahre, „Bequemlichkeit“, zurückzuführen sei. Darauf ist doch wohl der ganze Osten zurückzuführen.

Dennoch: Warum gehört es unter braven Deutschen plötzlich nicht mehr zum guten Ton, beim triumphalen Einmarsch des Gegners alle Dokumente zu vernichten? Ist das bißchen Papierkram zuviel verlangt von gewesenen DDR-Bürgern?

Grundsätzlich ja, wie immer. Aber wenn es nur das wäre! Diese „Bürger“ haben diese sogenannten „Ausweise“ der „DDR“ nämlich nicht nur noch in ihrem Besitz, nein, sie tragen sie auch ständig bei sich, in die Dederon-Futter ihrer schäbigen Malimo-Bademäntel eingesponnen, allzeit bereit, die Nähte zu kappen und das brisante Material gegen unschuldige Zivilisten einzusetzen. „In Suhl ist es knapp jeder dritte“, der auf diese Weise skrupellos den letzten Willen der Staatssicherheit vollzieht, wie er im Ostausweis niedergelegt ist: „Bürger der Deutschen Demokratischen Republik! Dieser Personalausweis ist vor Verlust zu schützen und den Angehörigen der Sicherheitsorgane auszuhändigen... – gültig zwanzig Jahre vom Tag der Ausstellung gerechnet.“

Das ist unmißverständlich. Diese Roboter hören also nicht auf, „Bürger der Deutschen Demokratischen Republik“ zu sein. Nein, sie werden warten, bis sie irgendwo (Suhl!!!) in der Mehrheit sind, dann werden sie alle Plastikausweise verbieten und massenweise westliche Schlagersänger verprügeln! Erich Mielke wird ihnen ihre blauen Oktavheftchen bis in alle Ewigkeit verlängern, und alles wird wieder super. Die dpa-Komiker werden immer noch glauben, es sei wieder mal bloß „Faulheit“ gewesen. Quatsch, werden sie gar nicht. Die sind dann ja alle schon erschossen. André Mielke

Redakteur des „Eulenspiegel“