Die Beine waren taub

■ Leichtathletik-WM in Göteborg: Keine Medaille für Dieter Baumann

Berlin (taz) – Dieter Baumann war eigentlich dazu auserkoren, die magere WM-Bilanz des deutschen Teams ein wenig freundlicher aussehen zu lassen und pünktlich zum Erscheinen seines Buches „Ich laufe keinem hinterher“ genau dies in Göteborg unter Beweis zu stellen. Doch es zeigte sich, daß bei einer WM der flotte Slogan schwieriger umzusetzen ist als überall sonst – auch für einen Olympiasieger. Tausend Meter vor dem Ziel verschärften Kenianer, Marokkaner und Äthiopier unbarmherzig das Tempo, Baumann konnte nicht folgen und kam nicht dazu, seinen gefürchteten Endspurt anzuziehen. Es gewann Ismael Kirui aus Kenia vor dem Marokkaner Khalid Boulami, Baumann wurde Neunter. „Ich habe ständig Befehle an meine Beine erteilt, aber sie hörten nicht“, sagte der bitter enttäuschte Schwabe.

Medaillen für die deutsche Delegation holten am Schlußtag die Ex-Rumänin Alina Astafei im Hochsprung, die Sprintstaffel der Frauen und Speerwerfer Boris Henry. Astafei gewann hinter der Bulgarin Stefka Kostadinowa Silber, Melanie Paschke, Silke Lichtenhagen, Silke Knoll und Gabriele Becker belegten über 4 x 100 m den dritten Platz hinter den USA (Mondie-Milner, Guidry, Gens, Torrence) und Jamaika, Henry holte Bronze hinter Jan Zelezny und Steve Backley.

Überglücklich war Ana Fidelia Quirot. Die 32jährige Kubanerin, die bei einem häuslichen Unfall im Januar 1993 lebensgefährliche Verbrennungen erlitten hatte, schaffte das Kunststück, zum Sieg über 800 m zu spurten. Erheblich weniger dramatisch als erwartet verlief das 1.500 m-Rennen der Männer. Titelverteidiger Noureddine Morceli wollte von dem großen Duell mit dem jungen Venuste Niyongabo aus Burundi partout nichts wissen. In der letzten Runde setzte sich der Algerier auf der Gegengeraden vom Feld ab und lief ungefährdet zur Weltmeisterschaft. Niyongabo wurde sogar noch vom Marokkaner Hicham el Guerrouj überholt und mußte sich mit Bronze bescheiden. Matti