TV-Autoren verzweifelt gesucht

■ Die neue Schreibschule Köln sucht jetzt munter mit

Die ständig zu vernehmende Klage, daß das Fernsehen an sich immer schlechter werde, ist natürlich Quatsch. Nicht zu bestreiten ist indes die Tatsache, daß das Gute heute schwerer zu finden ist, weil das Fernsehen schlicht immer mehr wird. Und die Kanäle brauchen Futter. Weniger ambitionierte Fernsehspiele als gute Hausmannskost. Auslandsware wird nicht nur immer teurer, sondern erweist sich auch als untauglich, wo zunehmend nationale Elemente gefragt sind. So sehr das Volk Al Bundy mag, noch lieber lacht es über Lieschen Müller.

Doch vieles, was da aus deutschen Federn auf den Schirm kommt, erfüllt bekanntlich allenfalls den Tatbestand des ökologischen Kapitalverbrechens: Stromverschwendung. Die Ursachen liegen auf der Hand. Hierzulande, wo, anders als im angelsächsischen Sprachraum, jedem Aneinanderreihen von Buchstaben noch genialischer Dünkel anhaftet, gilt die Tatsache, daß gute Schreibe viel mit Handwerk zu tun hat und dementsprechend erlernbar ist, noch immer als Frontalangriff auf das Prinzip der Autorschaft. Und dementsprechend hat das Schreiben fürs Trivialmedium Fernsehen ungefähr soviel Tradition und Reputation wie's Whiskybrennen.

Vor diesem Hintergrund haben Kölner TV-Produzenten jüngst „die Schreibschule“ an der Kunsthochschule für Medien initiiert, die sich nun intensiv um die Nachwuchsförderung kümmern soll. Aus 300 Bewerbern wurden anhand von Arbeitsproben zwölf Kandidaten ausgewählt, die sich unter fachkundiger Anleitung ein Jahr lang kostenlos im praxisorientierten Drehbuchschreiben üben dürfen. Unabhängig von ihren persönlichen Präferenzen ist dabei die Teilnahme an drei einwöchigen, bemüht witzig „Salons“ genannten Workshops („Saloons“ wäre mit Schielauge auf Hollywood angemessener gewesen) zu den Genres Spiel-/TV-Film, Serie/Mehrteiler und Sitcom für alle Schreibschüler obligatorisch. Unter den Dozenten finden sich dabei durchweg Kapazitäten ihres Fachs wie Doris Dörrie oder Deutschlands Schreibmaschine Felix Huby. Effizienter als diese Crashkurse dürfte indes sein, daß jedem Schüler ein Jahr lang ein ausgewiesener Experte als persönlicher Tutor zur Verfügung steht. Im Idealfall sollen dabei zwölf Drehbücher herauskommen, um die sich die Sender reißen werden.

Finanziert wird das Projekt nicht etwa von Produzenten oder TV-Anstalten, sondern von der Filmstiftung NRW und der Stadt Köln. Doch den ambitionierten Schreibschülern dürfte die Tatsache, daß hier mal wieder mit öffentlichen Geldern einem Industriezweig die Ausbildung abgenommen wird, relativ schnuppe sein. Reinhard Lüke