Bremer Airbus soll wegsaniert werden

■ Betriebsrat will Widerstand organisieren / Neuhaus: Die Gewinnerwartungen sind zu hoch

Dolores heißt das schmerzhafte Mc-Kinsey-Programm, mit dem die Dasa das „Dollar low rescue“-Lücke schließen will. Dem Betriebsrat wurde das interne Papier zugespielt. „Sollte sich die Dasa-Leitung durchsetzen, dann bestände der Standort Bremen in 1998 möglicherweise nur noch aus ca. 650 Mitarbeitern“ – Personalstand derzeit: 2955. „Wäre dieses Papier nicht ,in der Straßenbahn' gefunden worden, wüßten wir bis zum heutigen Tage nicht, was die Dasa-Leitung für unsere Zukunft plant“, schreibt der Bremer Betriebsrats-Vorsitzende Uwe Neuhaus erbost. Noch bevor der Betriebsrat das Papier in den Händen hatte, war die Sache in der Unternehmensleitung klargemacht worden: zwischen Dasa-Leitung und Airbus-Geschäftsführung gibt es ein „Commitment“.

Schon nach früheren Plänen sollte die Belegschaft in Bremen bis 1998 auf 2100 Arbeitsplätze reduziert werden, um die Kapitalrendite auf 12 Prozent steigern zu können. Seit 1991 hat die Airbus-GmbH kontinuierlich schwarze Zahlen geschrieben, 1994 ca. 250 Millionen.

Die bisherigen Planungen sind allerdings überholt, seitdem der angenommene Dollarkurs von 1,65 DM auf real 1,35 DM gesunken ist. Damit diese „Dolores“-Lücke geschlossen werden kann, soll die Anzahl der MitarbeiterInnen weiter gesenkt, Fertigungen an Fremdfirmen abgegeben („Outsourcing“) und die Lohnkosten gesenkt werden. Die nur aus der Entstehungsgeschichte der Airbus erklärliche verstreute Produktionsweise soll konzentriert werden: zentrale Geschäftsbereiche wie Entwicklung, Konstruktion und Betreuung, die bisher teilweise in Bremen angesiedelt waren und hier 1500 Arbeitsplätze bedeuteten, sollen ganz in Hamburg konzentriert werden. „Die Aufgaben gehen nach Hamburg, vermutlich nicht aber die Arbeitskräfte“, sagt Betriebsrat Neuhaus bitter. Im besten Falle verblieben noch gerade 1.700 Arbeitsplätze in Bremen, im schlimmsten 650.

Was in Bremen bleiben würde, wäre ein kleiner Fertigungsbereich: die Airbus-Flügel kommen als Karossen aus England nach Bremen, bevor sie zur Montage nach Hamburg weitergeflogen werden, müssen in Bremen die erforderlichen technologischen Instrumente eingebaut werden. „In dieser Größenordnung wäre der Standort Bremen bei der vorhandenen Infrastruktur nicht überlebensfähig“, schreibt der Betriebsrat. Will sagen: Der letzte Schritt, die Verlagerung der kleinen Produktions-Abteilung, wäre nur eine Frage der Zeit.

Bis zum 7. Oktober hat der Betriebsrat Zeit, die Belegschaft und die betroffenen Landespolitiker zu mobilisieren. „Das wird nicht ohne Widerstand abgehen“, sagt Neuhaus. Was genau passieren soll, steht noch nicht fest. Am 23.8. ist Betriebsversammlung.

Besonders sauer ist der Betriebsrat, weil die Airbus in den letzten Jahren immer nur Gewinne gemacht hat. Innerhalb des Dasa-Verbundes sei nicht die Airbus der „Verlust-Träger“. Zudem gebe es für die Airbus-GmbH kein akutes Dollar-Problem, da „die vorhandenen Kurssicherungsgeschäfte die Kursverluste kompensieren – und zwar einschließlich 1998!“ Die Unterbrechung der Entwicklungs-Zyklen gefährde die zukünftige Konkurrenzfähigkeit des Unternehmens. „Unser Problem besteht vor allem darin, daß die Daimler-Benz-Gewinnerwartungen nicht den momentanen Möglichkeiten auf dem Flugzeugbaumarkt entsprechen.“

Um im Nord-Süd-Konflikt innerhalb der Dasa nicht den kürzeren zu ziehen, hat sich der Bremer Regierungschef Henning Scherf für ein norddeutsch abgestimmtes Vorgehen ausgesprochen. Scherf kündigte an, daß er den Wirtschaftssenator Hartmut Perschau (CDU) zum Kanzleramt schicken werde. K.W.