: Tiergartentunnel wird angestochen
■ Am 26. September beginnt Tunnelbau / Sieben Millionen Tonnen Erdreich werden abtransportiert / 1.500 Lkws täglich
Der erste Spatenstich für eines der umstrittensten Bauwerke in der Stadt, der Tiergartentunnel, geht noch im September über die Bühne. „Am 26. September wird der Bau des Tunnels beginnen“, sagte gestern Dieter Mönnich, Geschäftsführer der Projektgesellschaft für Verkehrsanlagen im Zentralen Bereich (PVZB). Eine Verschiebung um einen Monat hinter die Landtagswahlen im Oktober werde es nicht geben. Gerüchte dieser Art „stimmen nicht“. Mönnich betonte, daß das Tunnelstück am zukünftigen Bundeskanzleramt spätestens Anfang 1998 fertiggestellt sein soll. Durch den Tunnel sollen dann Eisenbahnen und Autos fahren.
Die Erd- und Betonmengen, die für den Tiergartentunnel, das Parlamentsviertel und den Zentralbahnhof bewegt werden müssen, sind gigantisch. Über sieben Millionen Tonnen sollen es werden, erklärte Jürgen Wilms, Chef der Berliner Firma Hafemeister, die mit fünf Partnern die Mega-Baustelle organisieren wird. Dazu gehört etwa, daß spezielle Transportwege gebaut werden, ehe die Erde für den Tiergartentunnel ausgebaggert wird. Nicht ein Krümel Beton oder Aushub soll über öffentliche Straßen gefahren werden.
Transportfahrten über Berliner Straßen hätten ein Verkehrschaos zur Folge, denn zu Spitzenzeiten werde mit täglich 30.000 Tonnen Aushub gerechnet, die rund 1.500 Lkw-Fahrten am Tag nötig machen würden, so Wilms. Schiffe und täglich sechs bis acht Güterzüge mit 25 Waggons sollen daher den benötigten Beton zu den jeweiligen Gruben und die ausgebaggerte Erde wegbringen — das meiste in die Braunkohlegebiete der Lausitz.
Damit die Lastkähne und Waggons auch schnell genug beladen werden, wird es in dem Gebiet zwischen dem Lehrter Stadtbahnhof und dem Reichstag ein „organisiertes“ Hin und Her von Lastwagen und Förderbändern geben. „Es darf bei einer solchen Baustelle keine Störfaktoren geben“, so Wilms: „Wir müssen eine Ordnung schaffen, die garantiert, daß alles reibungslos läuft.“
Rund 40 Millionen Mark wird diese „Ordnung“ kosten, denn soviel muß investiert werden, ehe mit den eigentlichen Baustellen begonnen werden kann: Ein eigenes Betonwerk wird neben dem Humboldthafen gebaut, die Invalidenstraße, Alt Moabit und die Moltkestraße werden untertunnelt und zwei Brücken gebaut, um kreuzungsfrei vom Stadtverkehr die Materialien und den Abraum transportieren zu können.
Neun Meter breit werden die „Bauhilfsbrücken“, über die nur Lastwagen donnern werden, die innerhalb der Baustelle pendeln. Eine vergleichbare Brücke führt bereits vom Potsdamer Platz über den Landwehrkanal zum südlichen Logistikzentrum am Gleisdreieck. Für die Versorgung im Norden müssen die Spree und der Berlin- Spandauer Schiffahrtskanal überquert werden.
Allein die Brücken und Tunnel für den Eigenbedarf werden 16 Millionen Mark kosten, die gut drei Kilometer Baustraße über zwei Millionen Mark. Christian Arns
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