Rund um die Welt in der Dreckschleuder

■ Mit der „Concorde“ auf Jagd nach dem Weltrekord

Berlin (afp/taz) – Vorbei die Zeiten, als Jules Verne noch von der introspektiven „Reise um die Welt“ träumte. Gestern startete ein Überschalljet des Typus „Concorde“ in New York zu einer Weltreise. Abflugtermin: 12.00 Uhr mittags. Ankunft: 20.44 Mittwoch abend. Dazwischen liegt eine Umrundung der Erdkugel, die in einer Rekordzeit von 32 Stunden und 44 Minuten geschafft werden soll. Das teure Vergnügen leistet sich der amerikanische Geschäftsmann Donald L. Pevsner, Besitzer der Reiseagentur „Concorde Spirit Tours“, zusammen mit 80 Passagieren.

Mit doppelter Schallgeschwindigkeit (etwa 2.170 Stundenkilometer) will die amerikanische Nobel-Crew um die Welt brausen. „Just for fun“ werden dabei Schadstoffe in die Stratosphäre geblasen. Überschallflieger müssen, wegen des geringeren Widerstandes in der dünnen Luft, sehr viel höher fliegen als Unterschalljets. In 18 Kilometer Höhe aber wird die Ozonschicht durch die Emissionen besonders gefährdet. Die Stickoxide, die aus den Brennkammern geblasen werden, verwandeln sich dort in Salpetersäure. Zusammen mit dem reichlich ausgestoßenen Wasserdampf (1,24 Kilogramm pro Kilogramm Kerosin) gefriert das Gemisch zu Salpeterwolken, in denen das aus der FCKW-Produktion entstandene Chlor Ozonmoleküle zerstört. Ein Molekül des giftgrünen Gases kann bis zu 100.000 Moleküle Ozon auflösen.

Die „Concorde“ ist bekannt als wahre Stickstoffschleuder. Pro Kilogramm Treibstoff hinterläßt sie etwa 40 Gramm des Giftes in der Stratosphäre. Ein normales Flugzeug dagegen produziert 20 Gramm Stickoxide, läßt diese aber nicht in solchen Höhen ab.

Die Stratosphäre – einfach so zum Durchjetten – das kann auch bald in anderen Ländern Alltag werden. Sowohl Amerikaner wie auch die Europäer unter französischer Federführung arbeiten an der Entwicklung von neuen Überschalljets. Rund 500 davon sollen im Jahr 2015 schon durch die Ozonschicht fliegen.

Mit einer „Concorde“ zu fliegen, dem ausrangierten Modell aus den 60er Jahren, haftet etwas Gestriges an. In der überschnellen Röhre sitzen die Passagiere reichlich beengt. Dazu kommt der Lärm: Bei jedem Start verursacht die „Concorde“ die Geräuschkulisse eines halben Tornado-Geschwaders. Da die lustige Reisegesellschaft Zwischenaufenthalte in Toulouse, Dubai, Bangkok, Guam, Honolulu und Acapulco einlegt, dürfte die Umgebung des öfteren in dessen Genuß kommen. Hauptsache, die Zeit stimmt: Vor drei Jahren brauchte derselbe Geschäftsmann für das Vergnügen noch 32 Stunden und 49 Minuten. Julia Seidl