Nicht eingreifen! -betr.: Bosnien-Pazifismus-Debatte

Betr.: Bosnien-Pazifismus-Debatte

„Humanitäre Intervention in Bosnien!“ forderten im Januar 1993 der damalige Umweltsenator Fücks und der Europabgeordnete Graefe zu Baringdorf, Ziele der „UNO notfalls auch mit militärischen Mitteln durchzusetzen“. Damit die Drohung mit Kampftruppen „befriedend wirkt, muß sie auch durch eine hinreichende militärische Präsenz unterstrichen werden“. Deshalb forderten die beiden Herren „eine Eingreiftruppe, an der auch die Bundesrepublik mit Bundeswehr-Freiwilligen beteiligt ist“. Jochen Grabler kommentierte unter „Schreckliche Pazifisten“, Rainer Baltschun nannte ihn einen „bellizistischen Stimmungsmacher“. Der Grünen-Länderrat stiftete damals Frieden: „Grüne bekräftigen pazifistische Grundhaltung – Ziel: Abschaffung der Bundeswehr“, hieß es 1993.

Ich stelle mir vor, deutsche Politiker und Militärs hätten die hanebüchenen Vorschläge von Fücks und Baringdorf in militärische Taten umgesetzt: (deutsche) Soldaten müßten nicht nur gegen serbische Armeen kämpfen, sondern auch gegen kroatische Aggressoren, gegen Tudjmans Söldner, die Kinkel und Rühe mit deutschen Waffen hochgerüstet haben und in deren Reihen deutsche Söldner mitmorden. Also deutsche „Krisen-Reaktionskräfte“ gegen deutsche Söldner und deutsche Waffen, Und gegen einen Staat, dessen verfrühte Anerkennung durch Genscher den Zerfall Jugoslawiens beschleunigte. Daraus ist zu folgern, nicht nur Milosewitc, Karadzic, Tudjman gehören vor ein Kriegsverbrechertribunal, sondern auch Genscher, Kinkel, Rühe und die Industriellen und Händler, die Waffen herstellen und in alle Welt liefern.

Ich frage die Kriegstreiber Ralf Fücks, Hermann Kuhn, Rezzo Schlauch, Joschka Fischer, Graefe zu Baringdorf, Jochen Grabler, Klaus Wolschner, Klaus Jarchow, Hucky Heck: „Wollt Ihr denn die halbe Welt bombardieren?“ Ich gebe die Empfehlung meines Freundes Armin Stolle weiter: Kauft Euch ein Gewehr und zieht in den Krieg! Tauscht Grün ins Olivgrün!

Etwa eine halbe Million Soldaten wären nötig, um das ehemalige Jugoslawien militärisch zu „befrieden“. Danach sähe das Land aus wie Deutschland 1945. Mit Recht ist dazu kein verantwortungsvoller Politiker oder General bereit. Für die 350.000.000 DM, die die deutschen Eingreiftruppen kosten, könnten 30.000 Deserteure und Kriegsverweigerer ein Jahr lang in Deutschland leben. Weitere Vorschläge, das Morden auf dem Balkan zu ersticken: öffentlich-staatliches Werben für Desertion, wirkungsvolles Waffen- und Öl-Embargo, Unterstützen der Friedensgruppen, Aufbauhilfe, Aufnahme von Flüchtlingen.

An die Kommentatorlnnen noch der Wunsch: keine historischen Vergleiche; die hinken nämlich: „Ethnische Säuberung“ verführt zwar zum KZ-Vergleich. Aber Serbien ist nicht Nazi-Deutschland, das Dänemark, Jugoslawien, Griechenland, UdSSR überfiel. Heute führen Serbien, Bosnien, Kroatien keinen Krieg gegen Österreich, Rußland oder Frankreich. Die Anti-Hitler-Koalition hat Deutschland nicht vom Faschismus befreit, um Juden, Kommunisten und Christen aus den KZs sondern zu allererst, um die eigenen Länder von deutschen Soldaten, Mördern und Zerstörern zu befreien. Ernst Busche

Betr. „Drogenkrieg in Oberneuland“, Taz-Bremen 7.8.95

Nun ist es also wieder soweit, da darf ein CDU'ler namens Klein ganz unverblümt sagen: „Am liebsten würde ich“, so gestand er der Taz, „die Drogensüchtigen zentral unterbringen, in der Kaserne Vahr oder anderswo.“

So oder so ähnlich hat es auch schon Gauweiler (CSU) in den 80er Jahren verlangt, als es um die Unterbringung und Versorgung von Aids-Kranken ging. Außerdem Hqqqerr Klein ist die Kaserne Vahr ja schon verplant für das „Neue“ Polizeipräsidium. Ich finde es unmöglich, daß ein Politiker sich dazu hinreißen läßt, muß aber vermuten, daß Herr Klein noch nicht mitbekommen hat, daß der Kalte Krieg seit November 1989 vorbei ist und Er gefälligst mal seine Ausdrucksweise bzw. Wortwahl überprüfen sollte. Oder er wechselt die Partei, denn bei den Rep's findet er bestimmt auch Leute, die Beifall klatschen. Mir als cleaner Süchtiger wird da aber zum Kotzen übel.

Roland Dykmann