Zellensterben im Osten

Die Telekom reduziert den Telefonzellenbestand im Ostteil der Stadt. 2.400 Stück werden abgebaut  ■ Von Adrian Prechtel

Die Telekom will nicht nur mehr Geld für Gespräche aus der Zelle, sie baut auch ab: Telefonhäuschen in Ostberlin nämlich. Seit der Vereinigung hat sie den Bestand an allgemein zugänglichen Telefonen in Ostberlin von 6.000 auf 4.200 reduziert. In den nächsten beiden Jahren sollen es noch einmal 600 Telefone weniger werden. Damit hat sie den Bestand insgesamt um 2.400 Zellen verringert.

Von einem Kahlschlag in Ostberlin aber will der Pressesprecher der Deutschen Telekom AG, Wolfgang Behrens, nichts wissen. Er spricht von einer „Bereinigung“. „Sie müssen dabei sehen, daß man in der DDR die Zahl der Privatanschlüsse an den Fingern abzählen konnte“, so Pressesprecher Behrens. Mittlerweile besitzen jedoch 70 Prozent der Ostberliner einen eigenen Telefonanschluß. Insgesamt würden im Ergebnis sowohl Ostberlin als auch Westberlin je 3.700 öffentliche Fernsprecher behalten. „Bei der kleineren Fläche Ostberlins kommt man da sogar auf eine größere Dichte als im Westteil“, rechnet man seitens der Telekom vor.

Tatsache bleibt aber, daß im Osten weiterhin ein Drittel der Haushalte auf die Benutzung der Zellen angewiesen ist. In Westberlin hat dagegen die hohe Versorgungsdichte – über 90 Prozent der Haushalte verfügen über einen Anschluß – nicht zur Zellenreduzierung geführt.

Im Osten abgebaut habe man überwiegend Telefone, die unter ungeklärten Eigentumsverhältnissen aufgestellt worden waren, betont die Telekom. „Die DDR hatte ja einen anderen Öffentlichkeitsbegriff gehabt. Da waren in Hauseingängen, auf Hausfluren und in Bürokomplexen Apparate aufgestellt. Diese halböffentlichen Stellen sind bei der heutigen Versorgung einfach Quatsch.“

Trotzdem gibt man bei der Telekom zu, daß oftmals allein wirtschaftliche Gründe für Stillegungen von Telefonzellen eine Rolle spielen. Trotzdem sei der Konflikt zwischen Wirtschaftlichkeit und flächendeckender Grundversorgung zu gleichen Preisen herbeigeredet, da die Telekommunikation schon immer schwarze Zahlen geschrieben habe und mit der Privatisierung der Post die Quersubventionierung des Postdienstes weggefallen sei. „Solange das gesetzliche Sprachvermittlungsmonopol für die Deutsche Telekom gilt, werden wir unserem Grundversorgungsauftrag gerecht werden“, betont Telekom-Sprecher Behrens.