Deutliche Mängel -betr.: "Illegales Sparen an Lehrern", taz vom 3.8.1995

Betr.: „Illegales Sparen an Lehrern“, taz vom 3.8.

Der Artikel „Illegales Sparen an Lehrern“ geht im zweiten Teil auf das Versetzungskarussel ein. Der Autor bezieht sich auch auf ein Telefongespräch mit mir, läßt allerdings die Aussagen weg, in denen ich dargestellt habe, daß es auch in diesem Schuljahr ein Reihe von Problemen im Zusammenhang mit den Umsetzungen gab. Bereits die Schlagzeile „LehrerInnen-Versetzungen laufen erstmals fast problemlos“ erzeugt einen falschen Eindruck. Richtig ist, daß sich das Planungsdesaster des letzten Schuljahres in diesem Jahr nicht wiederholen wird, sondern daß die Umsetzungsverfahren in zum erstenmal rechtzeitig eingeleitet und umgesetzt wurden. Dafür verdient die Behörde allerdings kein Lob, vielmehr ist ihre Aufgabe, rechtzeitig sicherzustellen, daß den Schulen eine bedarfsgerechte Zahl an Lehrkräften zur Verfügung steht und die Lehrerzuweisung pädagogisch sinnvoll und individuell verträglich erfolgt.

Richtig ist auch, daß es in diesem Jahr aufgrund der Vereinbarung zwischen Behörde und Personalrat erstmals den Versuch gab, über ein Qualifizierungs- und Motivationsprogramm Freiwillige zu gewinnen, die bei einer entsprechenden Fortbildung bereit sind, in einer anderen Schulstufe qualifizierte Arbeit zu leisten. Das große Interesse an diesem Programm hat gezeigt, daß LehrerInnen eben doch viel flexibler sind, als es in der Öffentlichkeit immer wieder dargestellt wird.

Trotzdem war das Umsetzungsverfahren alles andere als problemlos: Nach wie vor fehlt die von der Deputation für Bildung, Personalrat und Gewerkschaften immer wieder geforderte mittelfristige Personalplanung. Dies ist vor dem Hintergrund der im neuen Schulgesetz formulierten schulentwicklungspolitischen Zielperspektiven besonders problematisch. Denn die im Schulgesetz geforderte engagierte innovative Arbeit und Profilbildung braucht engagierte, selbstverantwortlich handelnde Beschäftigte, die sich mit ihrer Arbeit identifizieren, und keine LehrerInnen, die sich jedes Jahr erneut fragen müssen, ob sie im neuen Schuljahr noch an ihrer Schule sein werden. Eine vorausschauende Planung müßte z.B. berücksichtigen, daß sich aufgrund des drastischen Rückgangs von technisch-gewerblichen Ausbildungsplätzen im Zusammenhang mit den zu erwartenden SchülerInnenabgangszahlen, bereits im nächsten Schuljahr die Notwendigkeit von vollschulischen Ausbildungsangeboten abzeichnet. Da aber in den Berufsschulen sogar die Grundversorgung mit Lehrkräften gekürzt wurde, stehen hierfür keine LehrerInnen mehr zur Verfügung.

Nach Abschluß der Freiwilligenphase hat die Behörde auf autoritäre Hand-lungsmuster zurückgegriffen und KollegInnen und Schulleitungen massiv unter Druck gesetzt, z.B. unter dem Motto: „Wenn Sie sich nicht bewegen, kommen Sie zwangsweise nach Bremen-Nord“. Dadurch haben sich viele KollegInnen mit Umsetzungen abgefunden, deren Sinn für sie nicht erkennbar war. In dieser Phase ist viel Motivation und Engagement auf der Strecke geblieben.

Fazit: Sowohl der Versuch, über unsoziale befristete Arbeitsverträge einen dauerhaften Bedarf an den Schulen zu decken, wie das verbesserte, aber immer noch mit deutlichen Mängeln behaftete Versetzungsverfahren zeigen, daß wir noch weit entfernt sind von einer bedarfsgerechten Personalentwicklung im Schulbereich. Um hier einen Schritt weiterzukommen, brauchen wir öffentliche Unterstützung, auch von der taz. In diesem Sinne war der Artikel gut, aber leider etwas verkürzt.

Erika Bosecker, Vorsitzende des Personalrats Schulen

Betr. „Drogenkrieg in Oberneuland“, Taz-Bremen 7.8.95

Nun ist es also wieder soweit, da darf ein CDU'ler namens Klein ganz unverblümt sagen: „Am liebsten würde ich“, so gestand er der Taz, „die Drogensüchtigen zentral unterbringen, in der Kaserne Vahr oder anderswo.“

So oder so ähnlich hat es auch schon Gauweiler (CSU) in den 80er Jahren verlangt, als es um die Unterbringung und Versorgung von Aids-Kranken ging. Außerdem Hqqqerr Klein ist die Kaserne Vahr ja schon verplant für das „Neue“ Polizeipräsidium. Ich finde es unmöglich, daß ein Politiker sich dazu hinreißen läßt, muß aber vermuten, daß Herr Klein noch nicht mitbekommen hat, daß der Kalte Krieg seit November 1989 vorbei ist und Er gefälligst mal seine Ausdrucksweise bzw. Wortwahl überprüfen sollte. Oder er wechselt die Partei, denn bei den Rep's findet er bestimmt auch Leute, die Beifall klatschen. Mir als cleaner Süchtiger wird da aber zum Kotzen übel.

Roland Dykmann