■ Urdrüs wahre Kolumne
: Pariser statt Schampus

So fängt der Tag gut an: eine leptosome Athletin aus der Kraftriege der zwei Herzen fällt uns bei ihrem Morgenjogging direkt vor die Füße. Obwohl ihr kindischer Spielanzug samt poppigem BDM-Stirnband die Dame als Gewohnheitstäterin ausweist, helfen wir ihr trotzdem auf, um alsdann plump-vertraulich am Bauch gekrault zu werden mit der begleitenden Bemerkung: „Ihnen täte ein bißchen Laufen auch ganz gut.“ Und weiter geht die wilde Halz und schon nach ein paar Schritten liegt die greise Olympionikin wieder am Boden und wartet diesmal vergebens auf Hilfe. Muß jeder sehen, wo er bleibt.

Eine Punker-Party wird für dieses Wochenende in Oldenburg angekündigt. Schon wird den Schnauz- und Goldkettchenträgern der Bullizeibereitschaft das freie Wochenend mit Sonnenbrand beim Grillen am Dümmersee gestrichen. Noch mehr Party und schon bald werden die Kerle von ihren Freundinnen verlassen, können sich nicht mehr vermehren und sterben aus: Soviel Strategie hätte man den Mädels mit der Ratte auf den Schultern ebensowenig zugetraut wie den Jungs mit dem Irokesen auf dem Schädel. Alle Achtung!

Am Hauptbahnhof zu Hannover bietet mir ein Junkie ein ganzes Paket mit Büchern in Orginalverpackung zum Kauf an: Rund zwei Dutzend Bibeln in der saftlosen GUTE NACHRICHT-Übersetzung, aber immerhin zum Discountpreis von nur 40 Mark insgesamt. Und das, obwohl der Schriftenmissionar ganz schön zu schleppen hatte: Ein Schnäppchen, das zu machen einzig die Aussicht hindert, mit diesem Klotz am Bein bei 30 Grad noch zweimal umsteigen zu müssen, um das Reiseziel zu erreichen. Festzuhalten aber bleibt, daß der HErr in Zeiten, da sein Kreuz von den Schulwänden genommen wird, ganz schön raffiniert bei der Verbreitung seiner Botschaft vorgeht!

The one and only Kelly Family verläßt im September wieder mal ihr Hausboot auf dem Vater Rhein, um ihre frohe Botschaft auf dem Domshof erklingen zu lassen. Da wollen wir aber alle dabeisein und hoffendlich auch der Pensionär Dieter Klink, mit dem ich immer schon mal gern umsonst und draußen „Amazing Grace“ singen wollte. Bitte Vormerken!

Ausgerechnet der senatorische Butterfahrer Uwe „Uwe“ Beckmeyer also die reiselustigen Genossen Ehrenbürger aus Bremerhaven wg. Genua-Trip aus der Partei des Öffentlichen Dienstes kicken und das ist nun doch schon mehr als als unverschämt: Ist doch Fleisch von seinem Fleische, haben doch mit ihm im selben Mastdarm gesaugt und sollen jetzt wie Nematoden aus der Bauchdecke des Heilbutts entfernt werden?! Da soll der Lentz uns Grüßen!

So wirbt der niedersächsische Dorfpuff „Aliba-Bar“ um das politisch korrekte Publikum: „Wegen Atomtest: Bei uns kein Champagner mehr, aber weiterhin Pariser!“

Eine dringliche Warnung ergeht auf diesem Weg an den Amtsleiter Dieter Trappmann von der Bremer Ausländerbehörde. Der Kerl mag ja guten Gewissens handeln, wenn er andere Kinder unserer Welt inhaftiert, maltätiert und deportiert: Fakt aber ist, daß mir träumte, ihm könne selber Leid geschehen, wenn er fortgesetzt so handelt. Und Fakt ist auch, daß sich gerade solche Träume des Endesunterzeichneten bereits mehrfach erfüllt haben: Ich könnte da Namen nennen, ogottogott! Hören Sie bitteschön auf den Propheten, wenn Ihnen der Kategorische Imperativ nicht langt, Sie Trappmann Sie!

Aus Freude und Dankbarkeit über einen leider nicht genannten Satz aus der vorigen Folge dieser Kolumne sandte mir die treue Leserin Annette ohne Nachnamen und Anschrift aus Bremen einen kleinen Napfkuchen mit Diabetikerzucker gebacken. In dankbarer Erinnernungan diesen Genuß bitte ich die liebenswerte Unbekannte, nunmehr entweder ihre genaue Identität oder zumindest diesen Satz preiszugeben: Ich werde ihn dann öfter mal wiederholen...

Mit gutem Appetit

Ulrich Reineking