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: 300 Wörter Übersatz

„Focus, Spiegel und Stern im Vergleich“ lautet der Titel einer jüngst fertiggestellten 45seitigen „empirischen Untersuchung“ des an die Universität Duisburg angeschlossenen Rhein-Ruhr-Instituts für Sozialforschung und Politikberatung (RISP). Anhand aktueller Focus-, Spiegel- und Stern-Ausgaben führte das RISP eine „quantitative Inhaltsanalyse“ durch. Die hat zu fulminanten Ergebnissen geführt, wie der Leiter des Projekts, Prof. Heribert Schatz, erläuterte: „Wir haben festgestellt, daß pro Artikel an die 300 Wörter im Spiegel mehr verwendet werden, um ein und dasselbe Thema abzuhandeln wie im Focus. Und um dieses herauszufinden, mußte man natürlich in der Tat Satz für Satz die Wörter auszählen, und das über ganze Hefte hinweg.“ Auch Grafiken und Bilder wurden vermessen: „Da wurde mit dem Zentimetermaß operiert und das dann prozentuiert auf die Basis der gesamten Seiten“, so Schatz.

Die Studie zeigt sich von Focus schlicht begeistert. Denn gehe „man von der These eines information-overload aus“, so komme Focus in seinem Layout und seiner gesamten Konzeption jünger, moderner, also zeitgemäßer daher. „Der Spiegel wirkt im Vergleich deutlich älter.“ Ihm wurde zudem sein „Negativismus“ ins Saldo gebucht: „Eine positive, konstruktive Weltsicht wird selten geboten. Der Spiegel gefällt sich eher als distanziert-defätistischer Beobachter.“ Anders der Konkurrent aus München: „Von seinem Auftreten her ist Focus durchaus auch kritisch, aber weniger abwertend negativ.“

Rührig sind die Duisburger Forscher darum bemüht, Focus auf Spiegel-Niveau zu heben. So wird zwar festgestellt, der Focus bringe um rund 30 Prozent kürzere Artikel, die Sprache sei knapper, plakativer und einfacher, aber: „Vom intellektuellen Niveau sind die Berichterstattungen bei Focus und Spiegel oftmals vergleichbar.“ Wie das angehen soll, wird leider nicht verraten. Ebenso bleibt offen, was der Stern als „Massenillustrierte mit gehobenem Anspruch“ in der Untersuchung zu suchen hat.

Das Grundproblem der Studie liegt im Verfahren: Das RISP verzichtet bewußt auf qualitative Vergleiche. Man analysiert quantitativ – beurteilt jedoch qualitativ.Anja Krüger, Pascal Beucker