Das Portrait
: König Kurts Neuer

■ Klaus Hardrath

An der Betonfraktion seiner eigenen Behörde hat sich Hamburgs Justizsenator Klaus Hardraht (parteilos) lange genug die Zähne ausgebissen. Immer wieder haben die Hardliner im eigenen Haus ihn und seine Vorstellungen vom liberalen Strafvollzug kleingekriegt. Da kam ihm das Angebot von Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf, Nachfolger des zurückgetretenen Innenministers Heinz Eggert zu werden, wie gerufen. In Hamburgs rot-grauem Senat ist der 53jährige Jurist ohnehin immer nur ein geduldeter Außenseiter gewesen.

Der vom SPD-Regierungspartner Statt Partei 1993 ins Amt des Justizsenators gehievte Hardraht wurde mangels Parteibuch und geschultem Intrigenschmieden im legendären Hamburger SPD-Klüngel nie richtig heimisch.

Zu allem Überfluß sägten immer neue von Statt-Partei- Querelen ausgelöste Regierungskrisen an seinem Senatorenstuhl. Da ist ihm ein bequemer Ministersessel in Dresden für die nächsten vier Jahre allemal lieber als der Hamburger Schleudersitz. Dabei war der immer zu einem Schwätzchen aufgelegte Hardraht bei den Medien und in der Öffentlichkeit wohlgelitten.

Neuer Innenminister in Sach-

sen: Klaus Hardrath

Foto: Karwasz

Mehr als 20 Jahre hat der gebürtige Dresdner im Hamburger Justizapparat zugebracht, lange Zeit als Richter, bevor ihn das sächsische Staatsministerium der Justiz 1990 in den ostdeutschen Freistaat holte. Mit seiner Neuorganisation der Gerichte und Staatsanwaltschaften, der Einführung eines EDV-Systems und der Gründung eines Rechtsberatungssystems hat Hardraht offenbar einen ausgezeichneten Eindruck hinterlassen. Zum Vorteil gereicht ihm außerdem, daß er seine ersten acht Kinderjahre in Dresden verbracht hat. So läßt sich Biedenkopfs neuester Westimport mit ostdeutscher Vergangenheit dem Wahlvolk viel leichter ans Herz legen.

Daß Hardraht, der sich in Hamburg den Ruf zugezogen hat, nicht immer „Herr im Haus“ zu sein, in Dresden bessere Chancen hat, ist unbestritten. Immerhin wurde personell und organisatorisch im gewendeten Sachsen so viel umgekrempelt, daß er sich mit langjährigen Seilschaften und Apparatschiks nicht wird herumschlagen müssen. Und die HamburgerInnen sind den fliegenden Wechsel der Justizsenatoren ohnehin gewohnt. Keine andere Behörde der Hansestadt hat so viele Senatoren verschlissen wie der Justizapparat. Silke Mertins