Horst Tappert als Botschafter für das Gute aus deutschen Landen

■ Rolf Dubral (59), Verkaufsleiter der Vermarktungs- gesellschaft ZDF Enterprises, zum Erfolg von „Derrick“

taz: Können Sie uns erklären, warum sich ausgerechnet „Derrick“ weltweit so gut verkauft?

Rolf Dubral: Nein.

Nein?

Nein, das kann ich Ihnen tatsächlich nicht erklären. Wir haben uns das selbst oft gefragt. Höchstwahrscheinlich liegt das an der Person des Horst Tappert. Der verkörpert offensichtlich einen besonderen Typ des Deutschen.

Wie muß man sich den vorstellen?

So aufrecht, so korrekt, so gewaltlos und kollegial.

Welche Nationen schätzen diese Eigenschaften denn am meisten?

In Italien und Frankreich ist die Begeisterung besonders groß. Aber „Derrick“ kommt auch in Finnland sehr gut an. Aber warum, kann ich Ihnen nicht erklären. Die Finnen sind mentalitätsmäßig doch ganz anders geartet als die Italiener und Franzosen ...

Verkaufen Sie die Krimis eigentlich im Paket?

Ja, es wird immer ein kleines Paket zusammengeschnürt.

Man muß dann also alles oder gar nichts nehmen?

Im Prinzip schon. Aber wir machen da auch Ausnahmen für bestimmte, vor allem kleinere Länder, die arm sind oder die nur ein Fernsehprogramm und deswegen nicht so viele Sendeplätze haben. Norwegen zum Beispiel.

Wie ist es im außereuropäischen Bereich? Gibt es da nicht bei einzelnen Folgen religiöse Empfindlichkeiten?

Der Verkauf nach Asien, Afrika und Südamerika läuft über die internationale Vermarktungsgesellschaft Transtel. Die gucken sich vorher schon alles gezielt an im Hinblick auf die islamischen Staaten und sagen uns dann: „Hier ist ein bißchen Alkohol drin, dort ist eine Frau nicht ganz bekleidet.“ Solche Folgen werden dann aussortiert.

Fällt da viel raus?

Eigentlich nicht, so oft kommt das bei „Derrick“ ja nicht vor.

Was kostet denn eine Folge so?

Da gibt es keine festen Preise, das geht nach der Zahl der Zuschauer. Da zahlt dann Finnland natürlich weniger als Italien.

Sehen Sie sich Ihren Bestseller auch privat an?

Ja, auch. Aber „Derrick“ ist nicht mein Favorit.

Was gefällt Ihnen besser?

„Ein Fall für zwei“.

Warum?

Ich mag einfach mehr die Konstruktion mit Anwalt und Privatdetektiv.

Wie verkauft der sich?

Der liegt gleich hinter „Derrick“. Krimis verkaufen sich bei uns sowieso am besten.

Bundeskanzler Kohl hat ja gesagt, „Derrick“ habe mit dazu beigetragen, ein sympathisches Bild der Deutschen im Ausland zu prägen. Fühlen Sie persönlich sich von Stefan Derrick gut vertreten?

Ja. – Da muß ich jetzt selbst lachen. Aber doch, ja. Wissen Sie, in Norwegen zum Beispiel hatten wir Deutschen nach dem Krieg kein gutes Ansehen, und unsere Kollegen vom norwegischen Fernsehen haben uns immer wieder versichert, daß dieser Derrick es tatsächlich geschafft hat, ein anderes, positives Bild der Deutschen zu vermitteln. Das halte ich schon für ein Verdienst. Da hat Helmut Kohl schon recht. Wir wissen zum Beispiel auch, daß der Poizeipräsident von Shanghai seinen Kriminalpolizisten unsere Serie als Lehrmaterial empfohlen hat.

Macht Sie so etwas stolz?

Nicht stolz, aber es freut einen schon. Interview: Claudia Brunst