■ Straßmanns kleine Warenkunde
: Der Eierköpfer

Da hat man sich am Frühstückstisch sein Weltbild so schön zurechtgelegt: Die Menschheit zerfällt in genau zwei Teile, der eine klopft oben zart und pellt dann fein, der andere greift henkersgleich zum Messer und schlägt mit einem Hieb den Kopf ab. Doch plötzlich entdeckt man bei Tante C. den Eierköpfer.

Der Eierköpfer ist geeignet, einen umzuhauen. Manchmal haut's einen auch in der Straßenbahn um, wenn ein Fahrgast den Fahrer fragt: „Zum Puff, ist das Kurzstrecke?“ Sollte ich je einen Krimi schreiben, wäre dies der erste Satz, und dann würde die Handlung zügig auf einen Mord zulaufen. Die Tatwaffe: ein Eierköpfer. In dem Krimi kämen sieben quietschende Vorzimmerdamen vor, ein blasser, kahlköpfiger Scheinunternehmer, ein klebriger Detektiv, eine Tante C. und ein Eierköpfer.

An einem normalen Büroalltag beträte der leicht anämische Scheinunternehmer ein Bürohaus und zöge einen Eierköpfer aus der Hosentasche. Er würde mit abwesendem Blick in der Luft kleine eierköpfende Bewegungen vollführen. Alle anwesenden Vorzimmerdamen (sieben) würden anfangen zu quietschen. Der Scheinunternehmer würde alles auf Tante C. schieben, aber das würde die Sache noch viel schlimmer machen. Mit einer Hand im Schritt würde der Scheinunternehmer in einer zufällig offenstehenden Bürotür verschwinden.

Mit viel psychologischem Geschick, zu dem ich mich zwingen müßte, würde ich all mein Wissen über die vagina dentata und die entsprechenden Ängste auf der Gegenseite einfließen lassen, unaufdringlich, in Dialogen versteckt, mit machtvollen Metaphern verkleidet (Eilzüge, Tunnel, Currywurstmaschinen u.s.f.).

Höhepunkt des Krimis wäre, nachdem Tante C. geköpft aufgefunden wurde, eine Verfolgungsjagd quer durch ganz Europa. In La Palma würden sieben quietschende Vorzimmerdamen den fliehenden Scheinunternehmer stellen. Ein klebriger Detektiv würde sich noch dazwischen werfen, doch damit wäre auch sein Schicksal besiegelt.

Wir sollten es dabei belassen, den Eierköpfer stets nur zu besprechen, bequietschen und befürchten. Nie ausprobieren! Man käme dann nämlich in Teufels Küche und könnte keinen Krimi mehr schreiben. Leider ist das die Wahrheit: der sogenannte „Eierköpfer“ hat eine Köpfsperre! Er zwickt nur leicht in die Eierschale und perforiert sie. Dann hebt man das Stückchen Schale ab. Völlig harmlos, das Teil. Gut für Weicheier. BuS