■ Mit den Neonazis auf Du und Du: Heß-Gedenken in Dänemark
Same procedure as last year: Wie schon im letzten Sommer hat die Neonazi-Gemeinde versucht, irgendwo in der Republik einen Gedenkmarsch zum Todestag der Rechtsaußen-Ikone Rudolf Heß zu organisieren. Wie schon im letzten Sommer ist sie damit nirgendwo durchgekommen. Gestern hat die Stadt Hannover einen geplanten Marsch verboten. Die taz fragte Lothar Jachmann, stellvertretender Leiter des Bremer Landesamtes für Verfassungsschutz, was denn die Bremer Neonazis an diesem Wochenende vorhaben.
taz: Die Demonstration der Neonazis in Hannover ist verboten worden. Gab es denn auch in Bremen Mobilisierungen?
Lothar Jachmann: Wir wissen, daß Bremer Neonazis dazu aufrufen, sich an einer Veranstaltung zu beteiligen, die in Roskilde in Dänemark stattfindet und dort dem Andenken an Rudolf Heß gewidmet ist.
Wer organisiert das denn dort?
Das macht die DSNB, eine eine dänische Nationalsozialistische Organisation, die sich auch um den amerikanischen Neonazi Lauck kümmert, der ja auch in Roskilde inhaftiert ist.
Wie kommt es, daß die Bremer nach Roskilde fahren, wo doch Hannover so nah liegt?
Es gibt ja traditionell Brüche und verschiedene Strömungen in der Szene. Wir wissen ja, daß verschiedene Veranstaltungen angemeldet worden sind, auch eine in Bremerhaven. Dort hat die „Kameradschaft“ eine Veranstaltung angemeldet.
Und was ist draus geworden?
Die ist verboten worden, und da hat man keine weiteren Ambitionen feststellen können, daß die das weiterverfolgen wollen. Und so geht es bundesweit. Es ist ja an den verschiedenen Orten Veranstaltungen angemeldet worden...
...wie im letzten Jahr...
...genau, mit der Tendenz, die Behörden zu verunsichern. Aber was sich für uns zeigt, das ist, daß aus dem norddeutschen Raum die Ersatzveranstaltung der Marsch nach Roskilde ist.
Auch Ersatz für die verbotene Veranstaltung in Hannover? Oder war die als Konkurrenznummer gedacht?
Das kann ich nicht ssagen. Da laufen viele Planungen parallel. Es gibt in der Neonazi-Szene ganz unterschiedliche Schaltkreise, und da gibt es auch sehr unterschiedliche Intentionen, aber was wir für Bremen sagen können, das ist, daß die Leute hier nach Roskilde mobilisieren.
Wenn wir von Mobilisierung reden: Wieviele sind es denn in Bremen und Bremerhaven, die da in Frage kommen?
Wie wir in den letzten Jahren immer wieder gesagt haben: Das sind nicht mehr als 20 Leute. Wieviele davon dann wieder bereit sind, nach Roskilde zu fahren, darüber kann man im Moment nur spekulieren. So eine Reise ist ja auch immer mit Kosten verbunden. Aber es werden wohl nicht mehr als die Hälfte sein. Fragen: J.G. / Foto: K.H.
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