■ Friedrichstadtpassagen: Läusepension jetzt!
Ein peinlicher Fehlstart, das sollten pistenerprobte Immobilien- Schumis eigentlich wissen, wird nicht dadurch aus der Welt geschafft, daß man die Flucht nach vorne antritt. Auch hübsch bekleidete Schaufensterpuppen hinter verschlossenen Eingangstüren können nicht darüber hinwegtäuschen, daß das glitzernde Schaufenster des Ostens bereits vor der Eröffnung matt ist. So ist er eben, der Kapitalismus. Die einen verzweifeln am Immobilienmarkt, die andern vor den Schaufensterscheiben mit der schönen, nur leider nicht käuflichen Warenwelt.
Nein, die Creme der Investoren und Agenturen, die da nun ratlos vor sich hinraten, sollten – ihrem Motto getreu – auch in diesen zugegeben widrigen Zeiten lieber klotzen statt kleckern. 1,9 Millionen Quadratmeter Bürofläche sind derzeit im Bau, die Preise fallen weiter und mit ihnen die Hoffnung, daß in der Friedrichstraße die Lichter angehen. Höchste Zeit also, radikal umzuplanen und neben den Bonner Steuergeschenken auch die Subventionen des Senats abzufassen. Bis zu 50 Mark pro Person und Nacht zahlt Ingrid Stahmer für die Unterbringung von Obdachlosen in Läusepensionen. Bei den vier Quadratmetern, die einem Berber dabei zustehen, macht das auf 58.000 Quadratmeter Bruttogeschoßfläche gerechnet rund 15.000 Obdachlose, die der Friedrichstraße – zusammen mit den aparten Appartmentmietern – wieder zu urbaner Atmosphäre verhelfen können. Für die Investoren kein schlechtes Geschäft: Mit 750.000 Mark „Sozialhilfe“ am Tag lassen sich die Zinsen für das Milliardenprojekt besser tilgen als mit ausgesperrten Käufern vor hübschen Schaufensterpuppen. Sans Culottes
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