Castro darf wieder in die Karibik reisen

■ Nach 25 Jahren Isolation nimmt Kuba an einem Wirtschaftsgipfel teil

Port of Spain (AFP/AP) – Der kubanische Staatschef Fidel Castro ist am Donnerstag zum Gipfeltreffen der Vereinigung Karibischer Staaten (ACS) eingetroffen. Vor einem Jahr gegründet, traf die ACS nun zu einem ersten Gipfel in Port of Spain, der Hauptstadt von Trinidad und Tobago, zusammen.

Die zweitägige Konferenz ist für Kuba ein politischer Durchbruch zur Überwindung der internationalen Isolation, da nahezu alle der 25 Mitgliedstaaten die Mitgliedschaft Kubas in der Organisation unterstützten. Daraufhin wiesen die USA Puerto Rico und die ebenfalls amerikanischen Jungferninseln an, sich der regionalen Staatengemeinschaft vorerst nicht anzuschließen. Auf dem Gipfeltreffen wollen 20 Staats- und Regierungschefs sowie 500 Regierungsbeamte und Fachleute über Handel, Verkehr und Tourismus in der Karibik beraten.

Fidel Castro hat in seiner Rede zur Eröffnung des Gipfels die 25 Mitglieder zur „Suche nach einem gemeinsamen, unabhängigen Weg“ aufgerufen. Für Kuba öffne die ACS eine Möglichkeit der regionalen wirtschaftlichen Integration, sagte Castro in Port of Spain. Am Mittwoch hatten die Außenminister der ACS-Staaten eine Abschlußerklärung erarbeitet, in der die Karibikländer die Aufhebung des US-Handelsembargos gegen Kuba fordern, im Gegenzug aber eine Demokratisierung des kubanischen Regimes verlangen.

Im Vordergrund des Gipfeltreffens steht jedoch der Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen. Die ACS-Staaten wollen sich dabei vorrangig dem Abbau von Handelsbeschränkungen widmen.

Der mexikanische Präsident Ernesto Zedillo rief in seiner Rede zu einer engen politischen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit der Karibikstaaten auf. Die Region spiele trotz Mexikos Mitgliedschaft in der Nordamerikanischen Freihandelszone (Nafta) eine wichtige Rolle für sein Land, sagte Zedillo. Der venezolanische Präsident Rafael Caldera legte hingegen Wert auf eine verstärkte Kooperation der Mitgliedsländer im Kampf gegen die Drogenmafia, die Gewalt und die Korruption. Zum Generalsekretär der ACS mit Sitz in Port of Spain wurde der Venezolaner Simon Molina ernannt.

Die ACS wurde am 24. Juli 1994 gegründet, um die Position der mittelamerikanischen Länder gegenüber den USA und der Europäischen Union zu stärken. Neben den Staaten der Karibischen Gemeinschaft (Caricom) sind auch Kolumbien, Mexiko, Venezuela, Haiti, die Dominikanische Republik und Kuba Mitglied – insgesamt drei Viertel aller Staaten der beiden Amerikas. Die 204 Millionen Einwohner der teilnehmenden Länder handeln jährlich Waren und Dienstleistungen im Wert von 180 Milliarden Dollar. Der Handel innerhalb der Vereinigung Karibischer Staaten beträgt jedoch nur sieben Prozent des gesamten Handelsvolumens der Region. Größte Handelspartner der Karibikstaaten sind die USA und die Europäische Union. Der Tourismus gehört zu den wichtigsten Deviseneinnahmequellen der Region und brachte den ACS-Mitgliedstaaten 1994 mehr als 32 Millionen Touristen, die rund 11 Milliarden Dollar (16 Milliarden Mark) ausgaben.

Vor allem die karibischen Länder sind mit ihren kleinen Staaten der Wirtschaftspolitik der Industrieländer schutzlos ausgeliefert. Sie haben sich auch damit abgefunden, daß das Lomé-Abkommen nach dem Jahr 2000 nicht mehr verlängert wird. Dieses Abkommen hatte ihnen bevorzugten Zugang zum europäischen Markt gesichert. Ähnliche Programme mit Kanada und den Vereinigten Staaten können von den nördlichen Ländern jederzeit gekündigt werden.