Nicht anpacken!

■ Vogelsterben rückläufig / Botulismus offenbar auch für Menschen gefährlich

Hannover/Hamburg Beim Vogelsterben an der deutschen Nordseeküste scheint sich erstmals eine Trendwende abzuzeichnen. Zumindest an den Ufern der Unterelbe im Nordkehdinger Watt wurden am Wochenende nicht mehr so viele tote Vögel gefunden wie in den acht bis zehn Tagen zuvor. „Die Tendenz ist zur Zeit eindeutig rückläufig“, sagte am Sonntag Uwe Seggermann, Leiter der Naturschutzabteilung bei der Kreisverwaltung in Stade, der den Einsatz der freiwilligen Helfer koordiniert. Insgesamt sind bisher mehr als 5.000 Vögel verendet. Zwar gibt es nach den Worten von Seggermann noch keine Anzeichen dafür, daß das krankheitserregende Botulismus-Bakterium aus der Umwelt verschwunden ist. „Aber durch die Unruhe, die wir mit unseren Einsatzkräften verursachen, meiden die Vögel wahrscheinlich die gefährdeten Gebiete.“

Das Botulismus-Bakterium ist offenbar auch für Menschen gefährlich. „Es darf nicht zu einem Kontakt zwischen Mensch und totem Tier kommen. Der Erreger kann durch Hand-Mund-Kontakt in den menschlichen Organismus gelangen. Dort führt er zu ähnlichen Symptomen wie bei einer „Fleischvergiftung“, warnte der Direktor des Instituts für Toxikologie an der Universität Kiel, Professor Otmar Wassermann, in der „Welt am Sonntag“. Im Extremfall könne das Bakterium Lähmungen der Muskulatur hervorrufen. Der Wissenschaftler forderte, alle Strände, an denen tote Vögel gefunden wurden, für Wattspaziergänger zu sperren. Behörden in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg lehnten dies jedoch ab.

Seggermann mahnte Spaziergänger zu äußerster Vorsicht im Umgang mit infizierten Tieren. Hunde sollten an der Leine geführt werden. Kinder müßten vor direktem Kontakt mit den Kadavern geschützt werden. Menschen, die mit toten Vögeln in Berührung gekommen seien, sollten sich gründlich die Hände waschen. Die freiwilligen Helfer, die tote Vögel einsammeln, tragen bei ihrer Arbeit Spezialhandschuhe. dpa