„Absolut nicht in Ordnung“

■ Der Münchner Polizei-Sprecher Rainer Stolle findet die „Homo“- Eintragungen bedauerlich, hält sie jedoch für einen Einzelfall

taz: „Homo-Strich“ als Eintragung in einen Paß – wie kommt eine derartige Verfehlung Münchner Polizeibeamter zustande?

Rainer Stolle: Das dürfte im Zuge eines besonderen Eifers geschehen sein. Die Altstadt-Inspektion in München ist eine Inspektion, die sehr oft an Plätzen tätig wird, an denen viel Kriminalität begangen wird.

Homosexualität hat ja wohl nichts mit Kriminalität zu tun.

Aber nein, natürlich nicht. Aber Stricher-Plätze sind auch Orte der Schwerkriminalität.

Wie bitte?

Im Stachus-Untergeschoß (ein S- Bahn-Zugang, d.Red.) gehen die verübten Delikte vom Drogendealen bis zur schweren Körperverletzung – es gibt nichts im Strafgesetzbuch, was Sie dort nicht finden.

Und so verfielen eifrige Beamte auf die Idee, schwule Ausländer vorsichtshalber abzustempeln?

Ich kann mir nicht vorstellen, wie so etwas passieren konnte. Der Vorgang ist absolut nicht in Ordnung. Ich hoffe nur, daß dieser Unsinn nicht mehr als die drei Mal praktiziert wurde, die uns jetzt bekannt wurden.

Welche Konsequenzen haben die Eintragungen für die beiden Beamten?

Gegen sie wird beamten- und disziplinarrechtlich ermittelt.

Und am Ende eines solchen Verfahrens steht bestenfalls die Versetzung in eine andere Dienststelle...

Das wird letztlich ein Richter entscheiden. Aber eine Versetzung wird meiner Meinung nach nicht genügen. Disziplinarrechtlich könnte das weitergehen, von Gehaltskürzungen bis zur Entlassung.

Die Frage nach der politischen Verantwortung drängt sich auf...

Ja, natürlich. Das Polizeipräsidium ist darüber heute sehr betroffen und findet diese Sache absolut nicht in Ordnung.

Hat der Polizeipräsident nun Angst um seinen Posten...

Nein, sicher nicht. Denn das kann ja geheilt werden. Wenn es tatsächlich nur drei Pässe waren, dann kann man die Pässe entweder erneuern oder das Ganze vom Paßamt ausmerzen lassen.

Welchen Schadenersatz bekommen die Betroffenen?

Es hat ja bis jetzt keinen eigentlichen Schaden gegeben.

Interview: Felix Berth