■ Tod Celal Akans weiterhin ungeklärt
: Hoppensacks Rücktritt gefordert

Sozialsenatorin Tine Wischer und Staatsrat Hans Christoph Hoppensack bezogen gestern Stellung zu den Vorwürfen im Fall Celal Akan. Der war am 25. Juni gestorben, nachdem die Sozialbehörde fast eineinhalb Jahre lang die Kostenübernahme für eine lebenswichtige Lebertransplantation verweigert hatte (s. Bericht auf Seite 5).

Hoppensack lehnte jede persönliche Schuld am Tod des Yeziden ab. „Ich fühle mich für das Verwaltungsverfahren verantwortlich“, erklärte er, doch an diesem seien 14 Menschen beteiligt gewesen. „Wenn ich sicher wäre, daß dieser Fall typisch wäre für das, was wir hier machen, müßte ich meine Senatorin um Entlassung bitten.“ Das aber sei nicht gegeben. Senatorin Wischer stellte sich hinter ihren Staatsrat. Sie warnte vor Vorverurteilungen und will einen unabhängigen Dritten mit der Aufklärung dessen beauftragen, was Hoppensack als „Kette von bürokratischen Fehlleistungen“ und „organisierte Unverantwortlichkeit“ bezeichnet hatte.

Die Aufklärung des Falles dürfte schwierig werden, schon weil sich der Staatsrat selbst widerspricht: Gestern sagte er, bereits im Dezember habe seine Behörde die Kostenübernahme bewilligt. Der Bescheid hätte nur nicht zugestellt werden können, da Celal Akan als unbekannt verzogen galt. In einem nicht gesendeten Teil des Panorama-Interviews sagte er dagegen, daß keine Entscheidung getroffen wurde. „Selbst wenn man entschieden hätte, wäre das folgenlos geblieben, bis er wieder auftauchte.“

Auch die Frage der JournalistInnen, warum dem Fall in der Behörde erst nachgegangen wird, nachdem die Panoramsendung für eine breite Öffentlichkeit gesorgt hat, beantwortet der Staatsrat nur unzureichend: Erst sei Gerd Wenzel, Abteilungsleiter im zuständigen Ressort „Wirtschaftliche Hilfen“ in Urlaub gewesen, anschließend er selbst. Die Recherche aber ergab, daß Gerd Wenzel bereits am 24.7. zurückgekehrt war, Hoppensack jedoch erst eine Woche später in Urlaub ging. Es wäre also Zeit gewesen, vor dem Panorama-Interview am 27.7. Untersuchungen in der Behörde einzuleiten.

Während die Staatsanwaltschaft gegen den Staatsrat wegen fahrlässiger Tötung ermittelt, wollen Grüne und AfB ihre Forderung nach Einrichtung eines Untersuchungsausschusses abhängig machen vom Ausgang der Sondersitzung der Sozialdeputation am Donnerstag. Unabhängig davon aber, teilte AfB-Sprecherin Elke Kröning mit, fordert ihre Partei den Rücktritt des Sozialstaatsrates. Dem schließen sich die Grünen an, sollte Hoppensack persönlich und politisch verantwortlich gewesen sein.

dah / Foto: Kirsten Lorenz